
von Gunter Weißgerber
Angela Merkel bestimmt seit 2005 die Richtlinien der Politik der Bundesregierung. Nicht etwa die Richtlinien der Politik der Res Publica bzw. dieser Gesellschaft. Dieser Unterschied zur Bundesrepublik vor 2005 ist unbedingt der gewissenhaften Erwähnung wert! Seit also Angela Merkel im Verbund mit einem Großteil des deutschen Feuilletons ihre Richtlinien, genauer, dass was sie darunter versteht, stemmt, geht das Vertrauen in die Institutionen des demokratischen Rechtsstaates so verloren wie das Wissen um den Unterschied zwischen dem was eine Bundesregierung will und der Gesellschaft zumuten kann in gleichem Maße verschwindet. Mit ihrer verwerflichen Moralattitüde erhebt sich über das, was einen akzeptierten und funktionierenden Rechtsstaat ausmacht: die gleichermaßen für alle geltenden Regeln. Im Jahr sechzehn der Regentschaft von Frau Merkel gilt faktisch nur noch, was diese Frau erfindet und verkündet. Die Plebs weiß nur noch, links ist gut, rechts ist böse und was gut oder böse, links oder rechts ist, dass deutet die Frau im Kanzleramt und lässt es öffentlich spüren.
von Immo Sennewald
»Es steht geschrieben…« war einmal eine gewichtige Einleitung zu argumentieren; »Es heißt…«, oder »Man sagt…« dagegen mit erheblicher Unsicherheit behaftet. Sollte also eine Geschichts-Schreibung verlässlicher sein als Heldenepen, Mythen, gar Gerüchte? Auch Historiker kommen seit jeher nicht ohne überlieferte oder aus Artefakten konstruierte Mutmaßungen aus, schon gar nicht ohne Impulse und Motive. In einer unübersichtlichen Landschaft aus halbwegs verlässlicher Dokumentation, Fabuliertem und schierer Propaganda hat noch niemand letzte Wahrheiten über Geschehenes, geschweige Aktuelles oder gar Zukünftiges gefunden. Dies umso weniger, wenn der über 3000 Jahre zurückliegende Untergang einer Zivilisation betrachtet werden soll, die als »Bronzezeit« geläufig ist. Fast jeder hat in der Schule von ihr gehört und in Museen der Frühgeschichte Exponate bestaunt – etwa im Vorderasiatischen und im Neuen Museum zu Berlin.
von Gunter Weißgerber
Es wurde Zeit! Berlin, Deutschland, die Europäische Union sind nicht der Nabel der Welt. Unsere gewohnte Perspektive ist die von Fröschen, die von ihrem Seerosenblatt über den Teich schauen. Von anderer Stelle aus, bereits wenige Zentimeter weiter, ist die Perspektive anders, stehen die mehr oder weniger auffälligen Punkte anders und in anderem Verhältnis zueinander. Die Welt mit den Augen der anderen betrachten, das sollte man sich öfter gönnen. Besonders wenn es um Geschehnisse weltweiter Relevanz geht. Dan Dinner sei beglückwünscht zu dieser Idee und zu diesem Buch!
Vor einiger Zeit war ich zwei Jahre fast ununterbrochen geschäftlich in der Türkei unterwegs. Durch das Geschäftliche bedingt waren es weniger die touristischen Stätten, die ich kennenlernte. Es war ein Zug durch die türkische Gesellschaft von unten nach oben, von links bis rechts und quer. Es liegt in der Natur der Sache, dass es neben den notwendigen geschäftlichen Gesprächen, die ihrerseits einen sehr guten Einblick in das wirtschaftliche und soziale Denken ›der Türken‹ in der Türkei gaben, am Rande immer wieder aktuelle, historische und zwischenmenschliche Themen berührt wurden. Und plötzlich merkte ich, dreitausend Kilometer Luftlinie weiter südöstlich handelt es sich um dieselbe Welt und doch wird sie in jeder Hinsicht aus einer anderen Perspektive wahrgenommen. Auch und besonders die beiden Weltkriege.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G