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von Helmut Roewer
...und andere nützliche Motive, eine Autobiografie zu lesen
Der Dienstagmittag war regenverhangen in Erfurt, und da ich zu früh dran war, trat ich in das mildtätige Geschäft von Oxfam ein, um mich unter den Augen wohl konservierter älterer Damen die nächsten zehn, zwanzig Minuten herumzudrücken und vor dem einsetzenden Dauerregen zu schützen. Ein wunderbarer, ein ordentlicher Laden, die Bücher reichlich und wohl sortiert. Die überwiegende Zahl davon autobiografischen Inhalts und davon die meisten von Schauspielerinnen.
Der entscheidende Passus des von Steffen Dietzsch und Gerd Theile herausgegebenen Briefwechsels findet sich auf Seite 29:
»Ich mache Ihnen, werte gnädige Frau, den Vorschlag, mir das alleinige Übertragungsrecht ins Englische der sämmtlichen Nietzscheschen Werke, auch der noch zu erscheinenden, ebenso wie der von Ihnen geschriebenen Einleitungen für dreitausend Mark zu überlassen. Sie überlassen damit mir gleichzeitig das Anrecht auf die bei Fisher-Unwin erschienenen Bände, deren rechtlichen Besitz ich ihm und Mr. L. Simons auf eigene Kosten zu bestreiten unternehme.«
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- Geschrieben von: Redaktion Globkult
- Rubrik: Kultur
von Jobst Landgrebe
Das Interesse an den drei großen dystopischen Romanen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Wir von Jewgeni Samjatin (1920), Schöne neue Welt von Aldous Huxley (1932) und Neunzehnhundertvierundachtzig (i.F. 1984) von George Orwell (1948) war immer lebhaft. Das wichtigste Motiv dafür war zunächst die Auseinandersetzung mit dem Zeitalter des Totalitarismus, und später, im Jahre 1984, gab es wegen des Titels von Orwells Buch noch einmal ein lebhaftes Interesse daran. Ich las es damals als vierzehnjähriger mit großem Erschaudern und wenig Verständnis ebenfalls. Doch für mich und sicherlich auch die meisten meiner damaligen reiferen Zeitgenossen war es wie der Blick in eine Dystopie der Vergangenheit, die sich im Westen nicht eingestellt hatte und die nach dem Tod Stalins noch nicht einmal im Ostblock wieder erreicht worden war.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G