von Ulrich Siebgeber
Man könnte mir den Seriositätspreis des deutschen Kabaretts anbieten und ich würde ihn annehmen – natürlich unter Gelächter, schließlich gehört sich das so. Ich bin zwar kein Kabarettist, aber manchmal wird das schiere Lesen zum kabarettistischen Ereignis und wer will da fehlen? Das Lesen ist meine Bühne, sie steht gleich neben der Berliner Siegessäule, dort, wo der Wille zum Sieg in diesen Tagen vor allem junge Gemüter in Versuchung führt. »Wir selber suchen keinen Schulterschluss mit irgendwelchen Parteien, wir wollen auch nicht die nächste Wahl beeinflussen. Wir adressieren hier in Berlin einzig und allein die deutsche Regierung. Die muss jetzt den Klimanotstand ausrufen. In dieser Woche!« Nein, das war nicht ich, das war…: Extinction Rebellion im NZZ-Interview vom 9.10.2019 aus dem Mund ihrer deutschen Sprecherin Annemarie Botzki, einer zweifellos begabten Klimanotstands-Darbieterin. Aber ebenso zweifellos muss ich adressiert gewesen sein, so deutlich und lautstark fiel mir bei diesen Sätzen die Kinnlade herunter. Denn diese Sätze, hoppla, die kannte ich doch, wenngleich … warten Sie … stimmt!
von Edgar Timm
Hunderttausende haben den Thriller Blackout von M. Elsberg gelesen. Fast unbekannt ist dagegen die 136 Seiten starke Drucksache des Bundestages Nr. 17/5672 vom 27.04.2011 (Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung).
Dieses Ergebnis einer großangelegten wissenschaftlichen Studie ist viel erschreckender. Sie entstand im Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag unter Mitwirkung zahlreicher Wissenschaftler und wurde im Mai 2011 im zuständigen Ausschuss (nicht jedoch im Parlament) diskutiert. Vielen Volksvertretern dürften daher die möglichen Folgen eines überhasteten Ausstiegs aus der konventionellen Elektrizitätsversorgung nicht bekannt sein. Das nachfolgende Szenario beschreibt die Auswirkungen eines landesweiten Blackouts auf unser tägliches Leben – auf unsere Zivilisation – auf Basis der oben genannten wissenschaftlichen Studie.
von Gunter Weißgerber
Am 27. Oktober 2019 haben die Thüringer Wähler erneut ein entscheidendes Wort: Wieder einen Salonkommunisten oder zur Abwechslung seinen Antipoden von Rechtsaußen ins Amt zu hieven? Beide ergötzen sich an- und leben voneinander. Für Bodo Ramelow ist Björn Höcke ein Geschenk so wie Bodo Ramelow ein Geschenk für Björn Höcke ist.
›Diktaturverniedlicher‹ von links oder von rechts, die DDR oder das Dritte Reich neu erzählen? Oder besser doch wieder der Mitte eine Chance geben? Sind es der unglücklichen Versuche nicht endlich genug?
1989 ist erst dreißig Jahre her! Und nun schon wieder die Erzieher und Umerzieher auf die Bretter, die die politische Verantwortung bedeuten? Unsere Freiheit können wir nicht den Geschichtsumschreibern in die Hände legen! Denen, für die sozialistische Gesellschafts- und Wirtschaftslenkung gleichermaßen erstrebenswert ist?
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G