von Ulrich Schödlbauer
»In diesem Moment machte ich zwei Fotos. Das erste Foto war Abasse, wie er mich als ein blutig geschlagener Clown verwirrt ansah. Das zweite Foto war Abasse, wie ihn eine Faust im Gesicht traf.« Eine Personverdoppelung in zwei Sätzen, die wie ein missing link die Person dazwischen erraten lässt, ein Schemen, ergänzt aus Eigenem, ergänzt durch Material aus einer anderen Welt, einer Welt, in der es gewalttätig zugeht, auch wenn kein Blut fließt und gerade keine Fresse poliert wird, weil die Interessen ein scheinbar gesitteteres Verhalten nahelegen. Dagegen setzt der Erzähler den grünen Raum von Saint Leu, eine Strecke inmitten der Brandung, nur dem Surfer zugänglich, der am Strand von La Réunion seine Künste spielen lässt.
Schwarzsemiotik eingebettet in Sozialkommunikation
von Milutin Michael Nickl
Ein mit hundert Abbildungen treffsicher illustriertes Sachbuch zur europäisch-mediterranen Kommunikations- und Symbolikgeschichte der Farbe Schwarz (Farbcode: #000000); auf glattem, weißem Premiumpapier mit optimaler Farbbrillanz gedruckt, säurefrei und alterungsbeständig, wie im Impressum notiert. Eine schöne Edition und eine faszinierende Fleißarbeit. Ihr Autor, 1947 in Paris geborener Mediävist, war Lehrstuhlinhaber für abendländische Symbolikgeschichte (chaire d'histoire de la symbolique occidentale) an der Pariser Sorbonne. Dabei verwandtschaftsweitläufig gesehen mit günstiger Karriere-Ausgangsbasis beglückt: ›le petit-cousin de Claude Lévi-Strauss, le fils d'Henri Pastoureau, proche des surréalistes et le neveu d'Henri Dubief (historien)‹ , wie auf fr.wikipedia nachzulesen ist. Fraglos ist Michel Pastoureau ein Big Shot auf seinem fächerverbindend kommunikationshistorischen Gebiet und durch zahlreiche, international renommierte Publikationen ausgewiesen. Nicht nur quantitativ dürften die auflagenstarken angloamerikanischen Parallel-Editionen schätzungsweise als die jeweils einflußreicheren anzusehen sein. Vom Autor eigenständig und souverän kompiliert, liefert das hier in Rede stehende Werk eine substanziell resümierende Summe zu historischen und prähistorischen Entwicklungsstadien und Tendenzen der Farbe Schwarz, eingebettet in Aspekte und Einstellungshaltungen zur Sozialgeschichte und Sozialkommunikation.
von Felicitas Söhner
Holocaust und ›condition humaine‹.
Reflexionen zur Genese von Feindseligkeit und Vorurteilen
Der Psychoanalytiker Henri Parens, 1928 geboren in Lodz als Aron Pruszinowski, schildert im vorliegenden Band eindrücklich einen Teil seiner Lebensgeschichte. Als Überlebender des Holocaust behandelt er die Ereignisse seiner Flucht aus dem Blick eines Kindes. 1940 ist er gemeinsam mit seiner Mutter vor den Nationalsozialisten von Belgien nach Frankreich geflohen und dort im Camp de Rivesaltes, nahe der Stadt Perpignan, nördlich der spanischen Grenze, interniert worden. Anfang 1942 konnte er mit der letzten Kindergruppe in die USA emigrieren; bereits die nachfolgende Gruppe wurde von nationalsozialistischen Truppen daran gehindert.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G