Fiktion oder Wirklichkeit? Bereits mit Ab heute heiße ich Margo (siehe meine Besprechung auf GlobKult) schrieb Cora Stephan in einer klugen wie einfühlsamen Weise, so dass es ab und an schwerfiel, Fiktion und Wirklichkeit zu trennen. Gab es Margo? Gab es Leonore? Gab es Clara? Gab es Stasi-Stahl? Jein. Diese Figuren sind Cora Stephans Schöpfungen. Soweit zum Nein im Jein.
Aber es gab und gibt solche Menschen unter uns, die genauso lebten, litten, sich verstrickten, Opfer und Täter, ja sogar Opfer undTäter in einem waren und sind. Selbst die Ideen der bis heute wirkende Sekte des Marxismus-Leninismus sind täglich spürbar. Die Antifa als quasi Subunternehmen verschiedener Ministerien ist anders als zu Teilungszeiten originärer Bestandteil politischer Anschauungen bis in höchste und allerhöchste Ämter geworden. Für so manchen ehemals Oppositionellen wirkt vor diesem Hintergrund der 3. Oktober 1990 inzwischen als der Tag des Beginns der West-Ausdehnung der DDR. Von wegen die DDR ist 1990 untergangen.
Es war einmal eine westliche Gesellschaft, in der die Weichen nach den ungeschriebenen Gesetzen des politischen Establishments gestellt wurden. Die Aufteilung der Pfründen schien mit der damit einhergehenden Glückseligkeit der Globalisierung vollendet. Gesetze und nationale Alleingänge störten da nur, ebenso ›alternative Personen‹ mit einem gefährlichen Charisma. Der Flüchtlingsansturm war auf dem Siedepunkt. Die Pressemeute stürzte sich verheißungsvoll auf die wenigen ankommenden Kinder. Sie nutzten ihre Teleobjektive wie scharfe Waffen im Dauerfeuer, um festzuhalten, wie junge Frauen an den Bahnhöfen Teddybären überreichten. Die entzückenden Bilder wurden, einer Frontberichterstattung gleich, Tag und Nacht gesendet. Die politische Korrektheit wurde zur verbindlichen Verhaltensregel erklärt und wer sich nicht daran hielt, konnte nur ein Rechter sein. Aufgebaute und aufgebauschte Feindbilder, die so dringend benötigt wurden, um eine berechtigte Kritik an den Geschehnissen zu unterbinden. Die WHO rief nach dem Rinderwahn die Vogel- und Schweinegrippe aus und versuchte erfolglos, diverse Impfstoffe der Pharmaunternehmen unter die Menschenmassen zu bringen. Millionen Impfampullen mussten vernichtet werden. Man lernte daraus, die nächste Pandemie generalstabsmäßig vorzubereiten und durchzuziehen.
von Steffen Dietzsch
Alles Lebendige erlebt Niedergänge; das ist ihm naturhaft eingeschrieben. Noch in der Aufklärung (im Dix-huitième) hat man mit dieser Einsicht geschichtliche Prozesse und politische Großstrukturen (Staaten, Reiche, Kulturkreise) analytisch beschrieben. Die wurden metaphorisch als Lebewesen begriffen, – mit naturgesetzlich beschränkter Lebensdauer zwischen (Geburt) ›Jugend‹ und ›Alter‹ (Tod). In dieser Tradition hofft der Autor, man möge ihm »zugestehen, dass das Konzept des Niedergangs eine fundamentale Kategorie historischer Interpretation ist.« (14) – Als einst Kant (im Streit der Fakultäten, II,3.a-c) daran ging, Begriffsunterscheidungen von dem zu machen, was man von der Zukunft zu wissen glaubt, da hat er dieses Konzept die ›terroristische Vorstellung der Menschengeschichte‹ genannt; dem entgegengesetzt sei dann die ›eudämonistische‹ Vorstellung, die als eine bloß ›sanguinische Hoffnung‹ aber ebenso wenig aus wirklichen Gründen heraus zu begründen wäre.
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