Das dreißigste Jubiläumsjahr des Mauerfalls wurde spürbar anders intoniert als die vorigen Jubiläen. Im Vordergrund stand diesmal die sog. Nachwendezeit, dargestellt als ostdeutsche Leidensgeschichte. Das hing mit den drei ostdeutschen Landtagswahlen zusammen und mit der Überzeugung vieler Wahlkämpfer, dass sich mit dieser Tonart die Sympathie Ostdeutscher besonders gut gewinnen lasse.
Ob sich das im dreißigsten Jahr der deutschen Vereinigung so fortsetzt, ist offen. Der ostdeutsche Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk hat mit seinem Buch Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde eine Vorlage geliefert. Es ist die erste umfassende Darstellung der sogenannten Nachwendezeit, kenntnisreich und materialreich. Aber es hat zwei schwerwiegende Mängel. Kowalczuk unterstellt, der Westen habe im Zuge der ›Übernahme‹ die Ostdeutschen gezielt und absichtlich gedemütigt. »Herabwürdigung als Staatsraison« heißt es einmal. Im Interesse dieser These werden mehrfach gewichtige Sachverhalte verzerrt oder gar richtiggehend falsch dargestellt.
von Rüdiger Henkel
Am 13. Juli 2019 ab 23 Uhr 10 unterrichtete der Deutschlandfunk Kultur seine wenigen Hörer, die um diese Zeit noch nicht schliefen, darüber, dass die Familie Hohenzollern seit 2014 Geheimverhandlungen führt, um Werte zurück zu erhalten, die bis 1948 von der sowjetischen Militärregierung in ihrem deutschen Besatzungsgebiet enteignet und später an die Regierung der DDR übergeben worden sind.
Folglich rauscht es seit dem Sommer vorigen Jahres gewaltig im Blätterwald und auch Funk und Fernsehen haben sich des Themas angenommen. Schon jetzt kann man feststellen, dass die Familie Hohenzollern wegen ihrer Forderungen eine denkbar schlechte Presse hat. Doch wer verhandelt hier und worum geht es eigentlich?
Verantwortlich für die Rückgabeforderungen ist der derzeitige Chef des Hauses Hohenzollern, der 1976 (!) geborene Georg Friedrich Prinz von Preußen. Seine Verhandlungspartner sind die Bundesregierung, vertreten durch die Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie das Deutsche Historische Museum.
von Gunter Weißgerber
Sie haben mich um eine Rede zur jüngeren Geschichte gebeten. Gern komme ich dem nach. Manches wird sie überraschen, vielleicht auch erfreuen, einigen Aussagen mögen Sie vielleicht nicht folgen.
Das geht vielleicht schon mit dem Weg in die Friedliche Revolution los.
Helmut Kohl führte nach 1982 den deutschlandpolitischen Weg von Brandt/Scheel und Schmidt/Genscher fort. Brandts »Wandel durch Annäherung«, der Grundlagenvertrag, Schmidts KSZE-Engagement und dessen Idee der Doppelten Nulllösung – all das nahm Kohl auf. Auf den Punkt gebracht: Ich bin Schmidt für die Doppelte Nulllösung genauso dankbar wie ich Kohl für die Durchsetzung des NATO-Doppelbeschlusses zu danken habe.
Anders ausgedrückt, der Widerstand der Unionsparteien gegen die Neue Ostpolitik hatte mich genauso geärgert, wie mich das »Gemeinsame Papier von SPD und SED« von 1987 noch heute auf die Palme zu bringen vermag.
Wie war das mit dem real existierenden Sozialismus in der DDR als Vorstufe zum Kommunismus?
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