von Herbert Ammon
Für den Historiker bestehen wenig Zweifel über den Schuldanteil des deutschen Protestantismus am Aufkommen des ›Dritten Reiches‹ und am weitgehenden Versagen der Kirchenführer, auch der Bekennenden Kirche, an den Wegstationen der im Holocaust gipfelnden Verbrechen des NS-Regimes. Das ist nicht identisch mit Haupt- oder Alleinschuld. Es gehört indes zur Ironie der Geschichte, dass in einem längeren Prozess der Nachkriegszeit innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die deutsche Schuldthematik – mit dem Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19. Oktober 1945 als Ausgangsdatum – wenn nicht zum Kern des christlichen Credo, so zu einem zentralen Dogma erhoben wurde. Den tonangebenden Protestanten geht es nicht mehr um das Seelenheil der Gläubigen, sondern um den aus der Schulderkenntnis – de facto ein Bekenntnis zur deutschen Kollektivschuld an den Nazi-Verbrechen – abgeleiteten Anspruch auf Anleitung zu ›richtigem‹ politischem Handeln zum Heil der Menschheit.
von Herbert Ammon
Der 6. Januar 2021 wird als Merkdatum in die amerikanische Geschichte eingehen. An jenem winterkalten Donnerstag gipfelte die von dem Wahlverlierer Donald Trump nach den Präsidentschaftswahlen am 3. November 2020 angefachte Kampagne gegen die ›gestohlene Wahl‹ in den Sturm radikaler Aktivisten auf das Kapitol, das legislative Zentrum der Republik. Die Gewaltszenen, die fünf Menschen das Leben kosteten, sowie der massenhafte Protest von Trump-Anhängern machten vor aller Welt die seit langem bestehende – und nicht erst wegen der Persönlichkeit und des Regierungsstils des 2016 als republikanischer Außenseiter ins Weiße Haus gelangten Donald Trump aufgebrochene – Spaltung der amerikanischen Gesellschaft sichtbar.
Wie tief die Kluft zwischen alten, gemäßigt konservativen und neuen ›progressiven‹ Eliten, zwischen conservatives und liberals ist, ob die im Zeichen von French theory, identity, LGBTQ, wokeness, etc. zunehmend ideologisierte, am linken und rechten Rand radikalisierte amerikanische Gesellschaft sich tiefer in ethnisch-sozial und kulturell-religiös getrennte Lager aufspaltet, wird sich in den kommenden Jahre erweisen.
von Michael Klein
Viele Darstellungen aus der kultur- und sozialhistorischen Hitler-Forschung lassen den Schluss zu, dass Adolf Hitler Kind eines Alkoholikers war, ohne dass dies jedoch tiefer fokussiert und auf die Implikationen hin untersucht wurde. Meistens wird dieser Zusammenhang aus der Kindheit des späteren Diktators wenig oder gar nicht beachtet, teilweise auch schlichtweg negiert. Die Quellenlage ist inzwischen jedoch so überwältigend, dass von einem chronischen Alkoholproblem bei Hitlers Vater Alois auszugehen ist und es unwahrscheinlich ist, dass es sich um ein exkulpierendes Schutznarrativ der Hitler-Biografik handelt.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G