von Ulrich Schödlbauer
Keine Kulturmacht liegt dem Menschen näher als das Vergessen ... so nahe, dass er sie bei seinen Berechnungen regelmäßig vergisst. So vertraut ist ihm die dauernde Bedrohung aus den Tiefen des eigenen Unvermögens, Eindrücke, Dinge, Assoziationen und Gedankenflüsse dauerhaft und verlässlich festzuhalten, dass er nicht anders zu denken vermag, als sei Kultur die unwandelbare Verfügung über alles, was je überliefert wurde. Im kulturellen Gedächtnis, so denkt er unwillkürlich, liegt alles bereit, was je überliefert wurde, sofern nicht gewaltsame Ereignisse die Überlieferungskette sprengten. Und selbst dann – selbst an solchen Stellen, angesichts rauchender oder erkalteter Trümmer-Enden, kann der nimmermüde Geist nicht anders, er muss so denken: Rekonstruktion ist möglich, sie muss möglich sein, sie ist schon im Gange, wenn das Bedauern begann.
von Ulrich Schödlbauer
WELTOFFEN, mit einem großen runden O in der Mitte: In Großbuchstaben steht das Wort über der modernen Einwanderungsgesellschaft, man könnte meinen, es handle sich um das Gegenstück zu Dantes Höllen-Inschrift Lasciate ogni speranza, voi ch'entrate! Wobei, wie jeder weiß, es gar nicht so einfach ist, alle Hoffnung fahren zu lassen. Im Ernstfall benötigt man dazu die höllische Assistenz. Die weltoffene Gesellschaft, gäbe es sie ohne Wenn und Aber, wäre eine Gesellschaft ohne Türen, somit auch ohne wirklichen Innenraum und ohne die Hoffnung, es möge an dieser Stätte besser oder gerechter zugehen als anderswo. Ihr bliebe einzig die Hoffnung, to make the world a better place, wie einst der Wahlkampfslogan des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten und späteren Präsidenten Obama verhieß, zu dessen Amtszeiten dann pünktlich der Drohnenterror perfektioniert wurde. Doch da nirgends so heiß gegessen wie gekocht wird, sind solche Stätten sehr selten, am ehesten trifft man sie auf dem Papier. Wirkliche Weltoffenheit scheint eher eine Sache des Mehr oder Weniger zu sein, das klug erwogen sein will.
von Rainer Paris
Als Norddeutscher (Oldenburger) ist mir Wintersport fremd. Wir freuten uns als Kinder, wenn es im Winter manchmal Schnee gab und fuhren Schlitten. Das war’s. Trotzdem kann auch ich mich der Begeisterung vieler Wintersportler – sei es als Aktive auf den verschiedenen Leistungsniveaus oder als Zuschauer der spektakulären Veranstaltungen – nicht gänzlich entziehen. Warum?
GLOBKULT Magazin
herausgegeben von
RENATE SOLBACH und
ULRICH SCHÖDLBAUER
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