von Lutz Götze
Seit einigen Wochen ist das neueste Sprachmodell von Open AI in Gestalt des ChatbotGPT4 auf dem Markt: Eine künstliche Intelligenz, die nicht nur – wie ihre Vorgänger – Texte erstellen soll, sondern auch Bilder. Die Hoffnungen der Befürworter der Künstlichen Intelligenz waren gewaltig: Ein Chatbot – also eine Maschine, mit der man sich unterhalten kann – könnte Tätigkeiten übernehmen, für die es keine Arbeitskräfte mehr gibt oder die den Menschen entlasten: Roboter in der Industrie und im Gesundheitswesen, Übersetzungen, Schreibarbeiten, Navigationen zu Land, zu Wasser und in der Luft. Aber eben auch Überwachungs- und Bespitzelungssysteme, keineswegs nur in China; obendrein militärische Aktionen (Drohnen). Der Mensch könnte sich, so die steile These, auf individuelle und kreative Tätigkeiten konzentrieren und die Mühsal alltäglicher Routinearbeit überwinden. Eine vollkommen neue Gesellschaft, frei von Fremdbestimmung und Sachzwängen, sei im Entstehen.
von Rainer Paris
Jeder radikale Protest lebt von einer fundamentalen Kritik. Diese zeichnet die Verhältnisse als sündhaft und verderbt und verspricht eine strahlende Zukunft. Um die Kluft zum Handeln zu überbrücken, muss sie sich zugleich zentrieren und verengen: Sie muss Gegner und Feinde identifizieren, die sie an den Pranger stellen kann, und sie muss Gründe und Begründungen beibringen, die die herrschenden Legitimationsmuster destruieren. Ohne eine gewisse Bornierung, ein aktuelles Stillstellen des Zweifels, gibt es kein Heraustreten aus dem Alltag, keine Initiative der Veränderung. Entschlossenes Engagement und Entschiedenheit haben, parallel zu den Effekten affektiver Vergemeinschaftung, immer auch kognitive Kosten.
von Immo Sennewald
Wir Lebenden – so lese und höre ich immer wieder einmal – haben die Erde nur von zukünftigen Generationen geliehen. Einen ›Planeten B‹ – auf den die Menschheit auswandern könne, wenn sie die Ressourcen unseres ›Planeten A‹ erschöpft habe – gebe es nicht. Wir seien also verpflichtet, durch nachhaltiges Wirtschaften, durch achtsamen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen unseren Nachfahren eine wohl bestellte Erde zu übergeben. Mindestens so wohl bestellt, wie diese ›Leihgeber‹ dieselbe vorzufinden wünschen, wenn nicht besser.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G