Von kosmopolitischen Eliten und der Heimatlosigkeit des Kleinbürgers
von Andreas Kalckhoff
Der Streit um die Einwanderung wächst sich scheinbar zu einem Kulturkampf aus. Nicht staatstreue Protestanten und romgläubige Katholiken wie zu Bismarcks Zeiten sind diesmal die Protagonisten, sondern eine kosmopolitische Elite und heimatlos gewordene Kleinbürger. So sieht es jedenfalls die Darmstädter Soziologin Cornelia Koppetsch im SPIEGEL 16/ 2018. Sie verwendet den Begriff Kulturkampf nicht, aber was sie beschreibt, hört sich genau so an. Dabei wirft sie den Eliten – ›Professoren, Journalisten und Pädagogen‹ – ein starres Weltbild vor, das ›im Namen einer höheren Moral‹ alles verachtet, was nicht hineinpasst. Das muss diskutiert werden.
von Richard Schröder
Der Kreisverband Cuxhafen von Bündnis 90/Die Grünen hat soeben eine vorgesehene Preisverleihung an Henryk M. Broder verurteilt, »weil dieser sich als Erstunterzeichner einer Erklärung gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aussprach, indem er Vorurteile aufnahm und die Situation im Inneren Deutschlands als vollkommen unsicher darstellte.« Rassistisch begründete menschenverachtende Äußerungen seien das. Im Tagesspiegel las man, die Unterzeichner dieser Erklärung seien besorgniserregende Bürger und Trolle mit prekären Identitäten aus einem zerfallenden Milieu.
von Andreas Kalckhoff
Es ist viel die Rede dieser Tage vom Niedergang der Volksparteien, der Zersplitterung der politischen Landschaft und vom unerwarteten Aufstieg einer rechtspopulistischen Partei. Dies läge daran, dass die Volksparteien ununterscheidbar geworden wären, heißt es. Um wieder Mehrheiten wie früher an sich zu binden, müssten sie ihr Profil schärfen, wieder Kante zeigen.
Tatsächlich ist das Parteiengefüge im Begriff, sich grundlegend zu wandeln. Um zu verstehen, was gegenwärtig mit den Volksparteien passiert, muss man ein Stück ihrer Geschichte erzählen. Ihr Verhältnisse zueinander war geprägt von der Nachkriegsgesellschaft der Bundesrepublik. Die Frage ist, ob es wirklich ein Zurück dahin gibt.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G