von Markus C. Kerber
Szenen einer Ehe
Mit der Biografie über Gretha von Jeinsen der verehelichten Gretha Jünger (1906 – 1960) legt Ingeborg Villinger einen wichtigen Beitrag zur Erschließung des Werkes von Ernst Jünger und seiner Persönlichkeit vor.
Gewiss ist es nicht die Intention der Autorin gewesen, zu eben diesem Werk lediglich ein Mosaiksteinchen zu liefern. Es geht ihr vielmehr darum, die Eigenständigkeit der begabten Gretha von Jeinsen, die als Pianistin und Bühnenkünstlerin sowie als Briefschreiberin frühzeitig ihre Talente erkannte und manifestierte, zu würdigen. Gleichwohl gerät angesichts der Bedeutung des Jüngerschen Werkes und der Einzigartigkeit seiner Persönlichkeit auch der gute Wille, durch eine gewichtige Biografie, die Rolle der Frau an seiner Seite ins angemessene Licht zu rücken, stets zum complément der Würdigung des Jahrhundertschriftstellers.
von Johannes R. Kandel
Islamapologetik und Islamkritik
Die Literatur zum Islam füllt weltweit Bibliotheken. Es ist nicht verwegen zu sagen, dass die überwiegende Zahl der Publikationen vermutlich dem Genre ›Apologetik‹ zugerechnet werden kann, allein schon aufgrund der unablässigen Propagandatätigkeit der saudi-arabisch gesteuerten ›Islamischen Weltliga‹ (Rābiṭat al-ʿālam al-islāmī). Das Literaturformat ›Islamkritik‹ nimmt sich dagegen, vorsichtig formuliert, sehr bescheiden aus, seien es ›populistische‹ Auseinandersetzungen mit dem Islam, besonders in den sozialen Medien, seien es wissenschaftliche Analysen zu einem breiten Themenspektrum. Dafür gibt es m. E. einen besonders hervorstechenden Grund: Zahlreiche Anhänger dieser Weltreligion reagieren überaus empfindlich auf jedwede Kritik an den Lehren und Kulturen des Islam. Insbesondere ihr ›Prophet‹ Mohammed genießt, gewissermaßen als ›Säulenheiliger‹, besonderen Kritikschutz. Deshalb ist Kritik am ›Propheten‹ in einigen islamischen Staaten auch ein todeswürdiges Verbrechen.
von Johannes R. Kandel
Dieses Buch kommt zur rechten Zeit, weil es sachlich, gleichwohl zugespitzt, den zurzeit grassierenden und in den Rang unbezweifelbarer Wahrheit gerückten ›Antirassismus‹ einer schneidenden Kritik unterzieht. Nach dem gewaltsamen Tod des farbigen US-Amerikaners George Floyd rollten turmhohe Wellen eines Antirassismus-Tsunami über die USA und Europa. Hunderttausende demonstrierten. Antirassisten aller Länder vereinigt Euch! Die trägen und ignoranten Zeitgenossen sollten drastisch aus dem Schlaf der Sicherheit mit dem Alarmruf: Rassisten ante portas! geweckt werden. Gerade noch schien die Debatte um die Existenz, bzw. Nichtexistenz von Rassen zugunsten der Rassenleugner entschieden zu sein, da erhob doch plötzlich wieder der unheilspeiende Drache des ›Rassismus‹ sein Haupt. Die ›Rassenfrage‹ war wohl doch nicht ad acta gelegt. Pascal Bruckner, renommierter Essayist und Romancier, seit langem Pfahl im Fleisch der postmodernen Linken, merkt sarkastisch an: »Alles ist rassistisch geworden, die Kulturen, die Religionen, die Gemeinschaften, die sexuellen Vorlieben, das Denken, die Essgewohnheiten« (S. 17).
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G