von Eckard Holler
Der von den Nazis »Rote Kapelle« genannte Widerstandskreis war eine Vereinigung lose miteinander verbundener Freundeskreise von NS-Gegnern in Berlin, die zwischen 1933 und 1942 Widerstandsaktionen unterschiedlicher Art durchführten, und gehörte zu den bedeutendsten und größten deutschen Widerstandsorganisationen überhaupt. Führende Mitglieder waren der Luftwaffenoffizier Harro Schulze-Boysen und der Wirtschaftswissenschaftler Arvid Harnack, nach denen die Gruppe, die sich selbst keinen Namen gegeben hatte, auch »Schulze-Boysen/Harnack-Organisation« genannt wurde. Ihre spektakulärste Aktivität waren die Kontakte nach Moskau, mit denen sie die Sowjetführung 1941/42 über den deutschen Angriff auf die UdSSR informierte. Ihre Tragik war jedoch, dass weder die Westmächte noch Stalin ihre Informationen ernst nahmen und sie durch dechiffrierte Funksprüche der unvorsichtigen sowjetischen Abwehr entdeckt und vernichtet wurde.
von Herbert Ammon
Gegenüber dem vorherrschenden Geschichtsbild, in dem Winston Churchill als entschlossener Widerpart Hitlers, als unerschütterlicher Kriegsheros, als illusionsloser Gegenspieler Stalins sowie als Wegbereiter Europas hervortritt, hat sich John Charmley, Historiker an der University of East Anglia, mit seiner Biographie Churchill: The End of Glory (1993) einen – nicht unangefochtenen – Namen als Mythenzertrümmerer gemacht. Churchill habe die Chancen eines Friedens mit Hitler 1940/1941 ungenutzt gelassen, die englische Position als Schiedsrichter des europäischen Gleichgewichts verspielt, damit das Ende des britischen Weltreichs herbeigeführt und zu gleich dem Sozialismus der Labour Party den Weg bereitet. Für derlei Thesen ist er von Kollegen als verspäteter Hofhistoriker der von 1979 bis 1990 regierenden Margaret Thatcher charakterisiert und gescholten worden.
von Herbert Ammon
Die Dynamik der Ereignisse des Jahres 1989, die zum Mauerfall führten, traf die classe politica der alten Bundesrepublik, kaum anders als die SED-Führung in der DDR, wie ein Naturereignis. Von Differenzen in der politischen Rhetorik zur ›Offenheit‹ der Deutschen Frage sowie in der geschichtspolitischen Ausdeutung der deutschen Katastrophe 1933-45 abgesehen, hatten sich alle Parteien mit dem Status quo der deutschen Teilung abgefunden.
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