von Gerhard Engel
Den Titel für ihren von der Rosa-Luxemburg-Stiftung geförderten Sammelband liehen sich die Herausgeber bei Eric Hobsbawm, der den Ersten Weltkrieg mit diesem Begriff gekennzeichnet hatte. Doch in den achtzehn durchweg lesenswerten Beiträgen des Bandes, zumeist hervorgegangen aus wissenschaftlichen Veranstaltungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung, wird weit mehr abgehandelt als der Brutalisierungseffekt dieses bis dahin unbekannten industrialisierten Massenmordens. Denn sie ziehen eine Zwischenbilanz der seit 2014 geführten Debatten über Kriegsschuld und Verantwortung, verfolgen Fortwirkungen des Ersten Weltkriegs bis in die Zeit des Zweiten und bereichern unsere Kenntnisse über das Geschehen auf Kriegsschauplätzen, die seit 2014 in den Debatten über den ›Großen Krieg‹ weniger Beachtung fanden als die Fronten in Ost- und Westeuropa.
von Holger Czitrich-Stahl
Heft III von Arbeit – Bewegung – Geschichte erschien Ende September 2017 und widmet sich dem Schwerpunkt »An den Rändern der Revolution: Marginalisierung und Emanzipation im europäischen Revolutionszyklus ab 1917«. Wie auch in anderen Zeitschriften, die sich hundert Jahre nach den beiden russischen Revolutionen vom Februar und Oktober 1917 mit dem Revolutionszyklus von 1917-1923 beschäftigen, bemüht sich auch das hier betrachtete Periodikum um einen erweiterten Blickwinkel auf die Ursachen, Triebkräfte, Ereignisse und sozialen Träger der Umwälzungen jener Jahre nach dem herannahenden Ende des Ersten Weltkrieges und dem Abflauen der revolutionären Kämpfe 1922/23.
von Christoph Jünke
Im Jahre 2006 erinnerte Arno Klönne in einem kleinen Zeitungsartikel an den hundertsten Geburtstag von Wolfgang Abendroth und pries dabei dessen politisch-intellektuellen Charakter. Abendroth sei ein linker Politikanalytiker in der Tradition der klassischen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung gewesen, der die Entschiedenheit in der antikapitalistisch-sozialistischen Sache mit einem freundlichen Umgang ebenso mischte wie die Schärfe des politischen Geistes mit der Ablehnung jeder Effekthascherei. Abendroth habe Theorie und Praxis nicht auseinander gerissen und politische Wirksamkeit in Gewerkschaften, Parteien und sozialen Bewegungen mit der Mitarbeit in publizistischen Projekten und linken Kleingruppen verbunden. Er habe dabei beschränkte Sichtweisen ebenso kritisiert wie Scheinradikalität, und wollte die Bürokratisierung linker Organisationsformen ebenso überwinden wie die rechthaberische Isolation im gesellschaftlichen Gegen-Ghetto. Ein solcher Politikanalytiker, so Klönne vor nun einem Jahrzehnt, sei der deutschen Linken zu wünschen, doch leider gebe es ihn nicht.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G