von Gunter Weissgerber
AfD erstmals vor der SPD titelte die FAZ am 19.02.2018. Die seit September 2015 anhaltende Erosion des ›politischen Bodens‹ der Bundesrepublik hat die SPD nun endgültig erreicht. Ich bin nicht mehr sicher, ob das noch an Nahles, Schulz oder Bebel liegen mag. Diese Frage ist jetzt völlig gleichgültig. Die SPD hat noch 460 000 Mitglieder und das sind in der großen Mehrheit absolut sicher nicht die schlechtesten Vertreter der Spezies ›bundesdeutscher Mensch‹. Was ist hier los?
von Holger Czitrich-Stahl
Dieses Buch von Yanis Varoufakis stellt den Zeithistorikern von heute und morgen präzise und spannende Aufgaben. Seine Auseinandersetzung mit der EU-›Rettungspolitik‹ in der Griechenlandkrise seit 2009/10, insbesondere während des Jahres 2015, als Varoufakis Finanzminister Griechenlands und oberster Verhandler mit der EU und dem IWF über die Lösung der Krise war, bedient sich für Historiker zum Teil neuartiger und von daher erst einmal zu verdauender Quellen: Mitschnitte auf seinem Smartphone. Einerseits sind natürlich Sprachmitschnitte authentisch, aber der Dokumentator hat einen entscheidenden Vorteil, wenn sein Gegenüber nichts davon weiß. Transparenz sieht im Blick des Historikers im Normalfall etwas anders aus. Aber waren die Krise und die dramatischen Auseinandersetzungen gerade zwischen Varoufakis und Wolfgang Schäuble oder Jeroen Dijsselbloem, zwischen den Regierungen Griechenlands und der ›Troika‹ tatsächlich Normalfälle oder nicht doch ein Ausnahmezustand, der im Interesse der Zeitzeugen und der Nachwelt außergewöhnliche Methoden legitimiert? Es kommt zukünftig darauf an, die entsprechenden Belege zu finden, die seine Ausführungen erhärten oder entkräften.
von Gunter Weissgerber
Nein! Ich werde dem Kabinett Merkel-IV im SPD-Mitgliederentscheid meine Zustimmung versagen.
Frau Merkel darf keine Gelegenheit mehr bekommen, einsame Entscheidungen historisch schwierigster Tragweite zu treffen.
Und für Martin Schulz schäme ich mich. Ein Mann ohne Selbstreflexion.
Im August 2015 brach die Bundesregierung Dublin-III. Anfang September 2015 öffnete Frau Merkel im Stile einer Alleinherrscherin sämtliche Dämme. Weder fielen ihr der Koalitionspartner noch das Parlament, noch die dritte (Justitia) oder gar die vierte Gewalt (Medien) in den Arm. Der demokratische Staat geriet in akute Erklärungsnot, seine Institutionen glänzten durch Abwesenheit. Für den Augenblick verkörperte die Bundeskanzlerin wie eine Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation die vier Gewalten in Personalunion.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G