
von Ernst Eichengrün, Ulrich Schödlbauer und Gunter Weißgerber
Chemnitz wird uns in allen seinen Dimensionen noch lange beschäftigen. Ob die Vorkommnisse nun wirklich die Bezeichnungen, die ihnen zugedacht worden sind, verdienen, ob also die Ausschreitungen so groß waren wie berichtet, spielt dabei keine Rolle. Zwar waren die Hogesa-Krawalle in Köln schlimmer, doch man sollte Chemnitz nicht kleinreden oder relativieren. Oft genügen ja selbst kleinere Anlässe, um Schrecken zu verbreiten und eine große Krise loszutreten, vor allem dann, wenn dabei gleich mehrere Aspekte im Spiel sind.
von Johannes R. Kandel
Das von Freunden Sarrazins lange erwartete und von seinen Feinden gefürchtete Buch ist endlich erschienen. Schon nach den ersten fünfzig Seiten fehlt mir jedes Verständnis dafür, warum Random-House das Buch nicht verlegen wollte und die SPD Sarrazin wieder ausschließen will. Der Titel Feindliche Übernahme ist provokativ und soll es auch sein. Diese ›feindliche Übernahme‹ Deutschlands und Europas geschehe, weil die Muslime in nächster Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklungen (siehe seine Prognosen in Tabelle 1, S. 488 f.) eine Mehrheit in Deutschland und Europa bilden könnten (frühes Heiratsalter, Verwandtenehen, Kinderreichtum). Dies würde das Ende der westlichen Zivilisation und Kultur bedeuten, weil der Islam der in Europa über Jahrhunderte erkämpften Moderne in Glaubenslehren und religiöser Praxis diametral entgegengesetzt sei.
von Andre Soudah
Nicht nur, dass ein Mensch brutal erstochen wurde und seinen Verletzungen erlag (zwei weitere wurden schwer verletzt), sondern dass ein Nazimob diese abscheuliche Tat auch noch für seine Zwecke missbraucht und auch unbescholtene Bürger die Nase voll haben. Eine Entladung, auf die die Polizei und die Stadt Chemnitz, trotz Ankündigung in den sozialen Medien, nicht vorbereitet war und ein Ministerpräsident der in einem Dilemma steckt; so muss er sich und die CDU als Landespartei profilieren, die mit starker Hand regiert und zum Beispiel gegen vermeintliche Ausländerkriminalität vorgeht und ein neues Polizeigesetz auf den Weg bringt, um rechte Wutbürger nicht vollends zu verprellen. Gleichzeitig soll Sachsen weltoffen sein. Ob diese Strategie ein Jahr vor der Landtagswahl aufgeht, darf mit einem Blick nach Bayern zu Recht bezweifelt werden.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G