von Ulrich Schödlbauer
Kennen Sie Borges? Natürlich, werden Sie sagen, hätte ich sonst Gesinnungen? Gestatten Sie, dass ich lächle, doch nicht allzu sehr, denn wir wollen keine Zeit verlieren. Warten Sie, ich lese Ihnen etwas vor, oder besser: ich erzähle es Ihnen. Es ist die Geschichte vom Feind, den einer nach Jahren der Flucht und des Wartens eigenhändig in sein Haus einlässt: scheinbar gebrechlich, scheinbar hilfsbedürftig, scheinbar am Ende, ein Opfer verlorener Jahre.
von Lutz Götze
Neuerliche Auseinandersetzungen in den klassischen Einwanderungsländern Kanada und Vereinigte Staaten von Nordamerika, aber auch in europäischen Staaten, haben die Diskussion um das Mit- und Gegeneinander von Kulturen neu belebt, zugleich aber die Auseinandersetzung um den Kulturbegriff erneut entfacht. Wir setzen damit unsere Argumentation aus dem Jahre 2005 fort (Götze 2005).
von Günter Grass
In jeder Epoche hat es Künstler gegeben, die als Antwort auf die jeweils vorherrschenden Krisen und Hoffnungen ein emblematisches Bild geschaffen haben. So Albrecht Dürer mit seinem Kupferstich Melencolia I zur Zeit des Humanismus. So Francisco Goya mit einem Blatt innerhalb der Capricio-Radierungen mit der Unterschrift Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer zur Zeit der Aufklärung.
In kleinem Format sitzt die personifizierte Vernunft als schlafender Mann an einem Tisch. Über ihm bildet fabelhaftes Nachtgetier in dämonischer Ballung den düsteren Traum ab. Ein vieldeutiges Bild, das bis heute Fragen aufwirft: Ist es die Vernunft, in deren Kopf die Ungeheuer ursprünglich sind? Oder bedrohen Ungeheuer die Vernunft, weil sie schläft?
So ist auch die von dem Künstler Carl Frederik Reuterswärd geschaffene und unseren gegenwärtigen Krisen und Hoffnungen gemäße Skulptur vieldeutig, wenngleich man meint, ihren Sinn mit einem Blick erfassen zu können.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G