von Ulrich Siebgeber
Ecke Friedrichstraße fand man einen Koffer.
Groß, schwarz, glänzend stand er im Verkehr.
Wer ihn sah, der wechselte die Seite.
Keiner wusste, ob er leer
war, ob ihn ein Flüchtling abgestellt
hatte, ob ein Träumer ihn verlor,
ob er Tante Irma dort abhanden
kam, weil er ihr unvermittelt schwer
von Lutz Götze
Heinrich Böll hätte am 21. Dezember seinen einhundertsten Geburtstag gefeiert. Kölner, Rheinländer, Katholik und Sohn eines Tischlers, war es ihm nicht in die Wiege gelegt, einmal zu den ganz Großen der deutschen Nachkriegsliteratur emporzusteigen. 1985 ist er in seinem Haus in der Eifel gestorben.
von Ulrich Schödlbauer
Die DDR ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgegangen – die staatsrechtliche Formel suggeriert, neben dem Verschwinden, das Bild der aufgegangenen Saat: kein ganz beruhigendes Bild, wenn man, wie der Westteil des Landes in seiner überwältigenden Mehrheit, der Ostteil in seiner weit überwiegenden Mehrheit, von der Überlegenheit des westlichen Staats- und Gesellschaftskonzepts durchdrungen ist und kein Bedürfnis danach verspürt, von den Beharrungskräften jenes entsorgten Systems eingeholt zu werden. Wo Devotionalien kursieren, blüht Devotion.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G