von Ulrich Schödlbauer
In dem Buch von Aleida Assmann, dessen Untertitel »Erinnerungskultur« und »Geschichtspolitik« im Kontext der einen deutschen Vergangenheit miteinander verbindet, umgibt die Rede vom Tätervolk eine Aura des Selbstverständlichen, die wohl mehr über eine gegenwärtige Sprachpraxis in den Kulturwissenschaften aussagt als über den zur Prägnanz drängenden Sachverhalt. Merkwürdig mutet das insofern an, als Assmann gewissenhaft Gesichtspunkte registriert, die zur Kritik gerade dieses Begriffs einladen. Eine unterschwellige Tendenz des Buches scheint zu sagen: Seht her, da ist eine offene Frage, die zu formulieren schwer, vielleicht unmöglich ist, und die dennoch, in unser aller Namen, formuliert werden muss. In unser aller Namen oder in dem eines Dritten, der ungenannt bleibt. Vielleicht auch nicht: Wenn die Widmung den Historiker Reinhart Koselleck als »impliziten Adressaten« des Buches nennt, dann liegt darin mehr als eine höfliche Geste.
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