Von Paul Mersmann der Jüngere - Grabbeau. Museum im Netz http://www.grabbeau.de, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11186370
Als wir vor Jahr und Tag die Arbeiten des Paul Mersmann zu entdecken begannen (es waren nicht zwölf an der Zahl und etliche waren nichts weniger als herkulisch, andere dagegen unbedingt), da wussten wir nicht, auf welche Schätze wir stoßen sollten, wir ahnten es nicht einmal. Sie ruhten gut verwahrt in privaten Sammlungen, in Villen, aber auch an öffentlichen Orten, darunter so belebten wie dem Wiesbadener Bahnhofsvorplatz oder einer Marburger Mensa. Nein, sie erweckten nicht den Eindruck, als habe sie niemand bemerkt. Eher wirkten sie, als habe es niemand für nötig befunden, eigens auf sie hinzuweisen, da sie so vollständig für sich selbst sprechen, dass sich die Aufgabe eigentlich von selbst erledigt. Andererseits hatten wir nicht den Eindruck, zu früh zu kommen: schon haben sich erste Spuren der Ignoranz auf sie gelegt, Vorboten der Zerstörung durch Achtlosigkeit, möglich gemacht durch eine unfassbare Gleichgültigkeit der Kunstwelt und – inzwischen muss man auch das sagen – der Kunstwissenschaft, die lieber den Rosenkranz stattgehabter Erfolge herunterbetet, als dass sie sich zu Urteilen über die zeitgenössische Kunst herausfordern ließe.
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- Geschrieben von: Schödlbauer Ulrich
- Rubrik: Kultur
Das Verhältnis von Kultur- und Gesellschaftswissenschaften folgt dem Muster der Konkurrenz: was die einen erforschen, erläutern die anderen schon länger. Wo sie sich aufeinander beziehen, neigen sie zur dogmatischen Verfestigung von Forschungsständen und zu bizarren Reduktionismen. Das neu gegründete Kondylis-Institut für Kulturanalyse und Alterationsforschung (Hagen) ist der Erforschung von Theorien, Modellen und Prozessen kulturellen Wandels angesichts eines nicht länger für zeitgemäß gehaltenen Antagonismus der Disziplinen gewidmet.
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- Geschrieben von: Schödlbauer Ulrich
- Rubrik: Kultur