Das Verhältnis von Kultur- und Gesellschaftswissenschaften folgt dem Muster der Konkurrenz: was die einen erforschen, erläutern die anderen schon länger. Wo sie sich aufeinander beziehen, neigen sie zur dogmatischen Verfestigung von Forschungsständen und zu bizarren Reduktionismen. Das neu gegründete Kondylis-Institut für Kulturanalyse und Alterationsforschung (Hagen) ist der Erforschung von Theorien, Modellen und Prozessen kulturellen Wandels angesichts eines nicht länger für zeitgemäß gehaltenen Antagonismus der Disziplinen gewidmet.

Seine Gründer und Betreiber gehen davon aus, dass es für die Gesellschaft (und ihre Politik) existentielle Bedeutung gewinnen könnte, zu schlüssigen Konzepten soziokulturellen Wandels zu gelangen, in denen der Antagonismus verabschiedet wird. Die Folge sollte ein radikal verändertes Verständnis von ›Gesellschaft‹ und ›Kultur‹ sein. Der Terminus ›Alterationsforschung‹ - ein Neologismus - dient der Anzeige der Forschungsthematik und erinnert daran, dass ›Wandel‹ bislang kaum mehr als eine - von Metaphern umstellte und heiß umkämpfte - Leerstelle existierender Theorien darstellt. Namensgeber des Instituts ist der in Athen und Heidelberg ansässige, zu früh verstorbene Kulturphilosoph Panajotis Kondylis (1943–1998), dessen Arbeiten neben Untersuchungen über die Aufklärung und die Entstehung der Dialektik einen posthum veröffentlichten Versuch einer Grundlegung des Sozialen (Das Politische und der Mensch. Grundzüge der Sozialontologie, Band 1, Berlin 1999) umfassen. Das Institut plant neben Forschungsprojekten Tagungen und workshops.

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