von Wolfgang Schütze
Anfang April schilderte Sabine Rennefanz in der Berliner Zeitung, wie sie als Journalistin aus dem Osten Deutschlands in den Presseclub des Westdeutschen Rundfunks (WDR) eingeladen werden sollte. Wer den noch nicht gesehen hat oder Sonntagmittag immer ein Schläfchen hält: In einem Kölner Studio diskutieren Journalisten regelmäßig über Themen der Zeit.
Diesmal sollte es um die Beziehung zu Russland gehen, erinnert sich die Kollegin in ihrer Kolumne. Dafür jemanden ins Fernsehen zu bitten aus dem Gebiet, das dereinst sowjetische Besatzungszone war, ist der schlechteste Gedanke nicht, den man in Köln hatte. Zwar gab es die ›unverbrüchliche Freundschaft mit den Völkern der Sowjetunion‹ überwiegend nur in Kommuniqués, privater Kontakt war eher unerwünscht, und selbst die offizielle Propaganda wurde einsilbiger, als in Moskau Michail Gorbatschow an die Macht kam, zum Fall der Mauer beitrug, was ihm im wiedervereinigten Deutschland mehr Ruhm und Ehre eintrug als Zuhause. Die Sowjetunion zerfiel, inzwischen versucht Wladimir Putin, ehemaliger KGB-Offizier in Dresden, das Imperium wieder aufzurichten, siehe russische Annektion der Krim, Stellvertreterkrieg in der Ostukraine...
von Klaus-Rüdiger Mai
Ich weiß, der Begriff der gebildeten Nation klingt bildungsbürgerlich, verstaubt und hoffnungslos gestrig, doch liegt in diesem Konzept genau die wichtigste Garantie dafür, dass weder Sie noch ich und erst recht nicht Ihre Kinder zu den Verlierern des Paradigmenwechsels werden, im Gegenteil, in der gebildeten Nation findet sich der Zauberstaub, der uns zu Gewinnern machen wird, wenn wir Freiheit, Demokratie, nationale Souveränität und europäische Verständigung als Konzert der Kulturen sichern, denn Deutschland hat nur einen einzigen bedeutenden Rohstoff, seine Bürger, und nur eine, wenn auch mächtige Ressource, die Bildung. Bildungspolitik ist Wirtschaftspolitik, ja die wichtigste wirtschaftspolitische Intervention. Wir werden Deutschlands Wohlstand als Wohlstand für alle Deutschen auch in Zukunft sichern und sogar mehren können, wenn wir den Wettbewerb bestimmen, wir wirtschaftlich besser sind. Verlieren wir im internationalen Wettbewerb – verlieren wir alles. Schneller und besser zu sein, das allein ist es, was Ihre und meine Zukunft sichert. Schneller und besser zu sein bedeutet, gebildeter zu sein, bedeutet, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt voranzutreiben.
von Ulrich Schödlbauer
Das ist ein Jahrhundertsatz, geformt von Millionen Mündern und damit ein geflügelter Widerspruch in sich ähnlich der aus der Antike überlieferten Ansage eines ansonsten unbekannten Kreters: Alle Kreter lügen. Lügen nun all jene, die diesen Satz wie eine Monstranz vor sich hertragen, die einen seit Jahren, die anderen seit den jüngsten Lockdown-Beschlüssen, zu denen jedem, der seine Sinne beisammen hat und gelegentlich noch mit den Nachbarn redet, nichts weiter mehr einfällt als Heilige Einfalt!, oder sagen sie die Wahrheit, die bittere Wahrheit und sonst nichts? Nun ja, sie sagen es ja: Niemand sagt es, also sind sie niemand, patentierte Niemande, die sich selbst bescheinigen, niemand zu sein. Wie konnte es dazu kommen, dass so viele in diesem Lande, wie die Phrase lautet, sich für Niemande halten, schlimmer: für niemand?
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G