von Peter Brandt
Jan Myrdal hat in den 80er Jahren zu recht auf die doppelte Traditionslinie der nordeuropäischen Linksintellektuellen in Gestalt des urban–kosmopolitischen (dabei übrigens durchaus dänisch–nationalen) Geistes von Georg Brandes und der des Grundtvigianismus verwiesen. Ihm selbst sei in der Zusammenarbeit mit der dortigen Linken erst in West–Berlin die eigene Prägung durch Grundtvig bewusst geworden, als einer seiner Artikel übersetzt werden sollte. »Allmählich wurde aus ›folk‹ ... ›die Volksmassen‹, ›folklig‹ verschwand in Umschreibungen und aus ›folkets kultur‹ wurde etwas, was mit den Kulturbestrebungen der Volksmassen zu tun hatte« (Myrdal 1988, S. 53 f.).
von Peter Brandt
Der badische Staatsminister von Bodman sprach 1910 in der Ersten Kammer des Großherzogtums von der Sozialdemokratie als einer »großartigen Arbeiterbewegung zur Befreiung des vierten Standes«, ein im wilhelminischen Deutschland vermutlich einmaliger Vorgang. Die SPD war damals zusammen mit den badischen Nationalliberalen in eine feste, semi-parlamentarische Regierungszusammenarbeit eingebunden (ohne selbst an der Regierung beteiligt zu sein), den sog. ›Großblock‹, der die Phantasie so mancher Zeitgenossen beflügelte: War es nicht möglich, so fragten sich Etliche, auf diesem Weg die innen- und verfassungspolitischen Blockaden des autoritär-konstitutionellen Systems im Deutschen Kaiserreich aufzuweichen? Ein Reformbündnis von Bassermann bis Bebel? Doch nicht diesen Gedanken will ich hier weiterspinnen.
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