von Felicitas Söhner
Die Arbeitsgruppe Oral History am Centrum für Geschichte und Ethik der Medizin (chs) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie biografische Interview-Forschung und medizinhistorische Themen in einem innovativen akademischen Umfeld zusammenkommen. Im Zentrum dieser Aktivitäten steht die Düsseldorfer Forschungswerkstatt Oral History (FOH), die im April 2022 von Felicitas Söhner gegründet wurde und sich seither als viel genutzte Plattform für methodische Diskussionen und forschendes Lernen etabliert hat.
Die Forschungswerkstatt Oral History ist ein virtueller Raum, in dem sich Forschende regelmäßig treffen und zu methodischen Fragen austauschen. Diese Treffen bieten Nachwuchsforschenden und erfahrenen Forschenden aus der Geschichtsschreibung und anderen Disziplinen die Gelegenheit, ihre Projekte vorzustellen, konkrete methodische Fragen zu diskutieren und wertvolles Feedback von Kolleginnen zu erhalten. Dabei steht die Sicherung qualitativer Standards und die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Kompetenzen in der Oral History im Mittelpunkt.
Ein besonderes Merkmal der FOH ist ihre Interdisziplinarität. Forschende aus den Bereichen Geschichte, Sozialwissenschaften und Gesundheitswissenschaften kommen hier zusammen, um ihre Perspektiven und Methoden zu teilen. Dieser Austausch ist nicht nur für die Weiterentwicklung der eigenen Forschungsprojekte von unschätzbarem Wert, sondern fördert auch ein tieferes Verständnis der methodischer Fragen zur Oral History.
Seit ihrer Gründung hat sich die FOH stetig weiterentwickelt. Ursprünglich als institutsinterne Initiative gestartet, ist sie mittlerweile eine universitätsübergreifende Plattform, die Forschende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum anzieht. Teilnehmende aus Städten wie Berlin, Bern, Bonn, Dresden, Düsseldorf, Graz, Hamburg, Heidelberg, Jena, Konstanz, Luxemburg und Wien nehmen regelmäßig an den virtuellen Treffen teil. Dieser breite Austausch fördert nicht nur die eigenen Projekte, sondern schafft auch ein tieferes Verständnis für die Komplexität der Oral History.
Die thematische Vielfalt der FOH zeigt sich in den unterschiedlichen Projekten und Fragestellungen, die hier diskutiert werden. Beispielsweise wurden methodische Aspekte der Erhebung potentieller Gesprächspartner besprochen. Auch Themen wie die Anwendung von Transkriptionssoftware, rechtliche und ethische Fragen der Archivierung von Oral History-Dokumenten sowie die Qualitätsunterschiede zwischen virtuellen Gesprächen und Interviews vor Ort wurden behandelt. Die praxisnahe Herangehensweise ermöglicht es den Teilnehmenden, auch herausfordernde Situationen im Forschungsprozess zu reflektieren und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. So wurden beispielsweise die in einem Projekt erarbeiteten Instrumente zur Codierung der Interviewsequenzen kritisch geprüft und weiterentwickelt.
Die FOH ist jedoch mehr als nur ein Ort für methodische Diskussionen. Sie bietet einen Raum für die Reflexion über herausfordernde Situationen im Forschungsprozess. Wie geht man mit emotional schwierigen Interviews um? Was tun, wenn ein Gesprächspartner unerwartet respektlos wird? Diese und andere Fragen werden in der FOH offen diskutiert, um gemeinsam Lösungen zu finden. Der konstruktive Austausch ermöglicht es, auch in herausfordernden Situationen professionell zu agieren und fördert das Verständnis für komplexe Dynamiken in Oral History Projekten.
(Weitere Informationen zur Düsseldorfer Forschungswerkstatt Oral History finden Interessierte unter:
https://www.uniklinik-duesseldorf.de/patienten-besucher/klinikeninstitutezentren/institut-fuer-geschichte-theorie-und-ethik-der-medizin/forschung/ags-1/oral-history. Anmeldungen für die kommenden Treffen am 16. Oktober 2024, 18. Dezember 2024, 12. Februar 2025 und 09. April 2025 sind über Felicitas Söhner [