von Ulrich Siebgeber
Der Klatsch-Tratsch-Journalismus hat seine Beauvoir abgefeiert, nun ist sie wieder tot, aber in hundert Jahren, wer weiß... Wer weiß, wie sich die Dinge zwischen den Geschlechtern bis dahin entwickeln? Urkomisch sicher aus heutiger Sicht, und komisch werden auch die heutigen Generationen dastehen, eine um die andere. Da tut es gut, Klassiker lesen zu können und ihre Musterbeziehungen zu studieren, vor allem, wenn es an ihnen nichts zu studieren gibt außer, dass zwei Erwachsene, die gewillt sind, keine Kinder in die Welt zu setzen, in der Gestaltung ihrer Beziehungen frei sind.
von Ulrich Siebgeber
Jürgen Riethmüller: Kontrollgesellschaft außer Kontrolle. Perspektiven kritischer Theorie im Zeitalter der Globalisierung, Stuttgart (Merz Akademie) 2005, 777 S.
Zusammenschreibsysteme
Wirrnis kann, wie das scharf Sortierte, blitzgescheit daherkommen - den Blitz vielleicht etwas schärfer akzentuierend als das ›gescheit‹, aber das ist eher der Zeit geschuldet, dem großen Zusammenschreiber des Disparaten. ›Alles Gleichzeitige bildet ein System‹ - und zwar ein geschlossenes, bei Bedarf zu sprengendes - ein solcher Satz leuchtet ein, wenngleich nicht zwingend, weil der Wille, das Synchrone unter Formeln zu fassen, zwangsläufig in jene vom Verfasser des vorliegenden Buches diagnostizierte »aporetische Lähmung« führt, die als Zeitdiagnose eine Art überzeitliche Geltung beanspruchen darf.
von Ulrich Siebgeber
Helmut C. Jacobs: Der Schlaf der Vernunft. Goyas Capricho 43 in Bildkunst, Literatur und Kunst. Basel (Schwabe) 2006, 681 S.
Manche überlieferten Sätze gleichen öffentlich aufgestellten Körben, aus denen sich jeder herausholt, was er gebrauchen kann, während andere mehr oder weniger achtlos hineinwerfen, was sie nicht mehr benötigen. So ein Satz ist Goyas Il sueño de la razon produce monstruos.
GLOBKULT Magazin
herausgegeben von
RENATE SOLBACH und
ULRICH SCHÖDLBAUER
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