von Ulrich Siebgeber
Für die Nüchternen kam die Botschaft von der totalen Überwachung der digitalen Datenflüsse durch staatliche Informationsbeschaffer der westlichen Hemisphäre nicht überraschend. Diese Nüchternheit, die sich mit ein wenig Herablassung gegenüber den in ihren Überzeugungen weniger solventen Zeitgenossen paart, ist vielleicht bereits ein Teil des Problems und nicht einmal das geringste, da sie ebenso wenig auf Wissen beruht wie das schlichte Vertrauen auf die rechtliche Sinnesart der staatlichen Organe, also vorgreifend nur die Empörung abschöpft, die sich an solchen – notwendig vage bleibenden – Einsichten der Öffentlichkeit bildet.
von Ulrich Siebgeber
Publikationen über den Alltag akademischer Lehre sind rar. Wer einmal studiert hat, glaubt ihn zu kennen, und die Lehrenden verfolgen, wenn sie sich zu Wort melden, in der Regel andere Zwecke. Das kann, angesichts der curricularen und modularen Vernetzung moderner Studiengänge, erstaunlich wirken, wenn man sieht, wie es im vorliegenden Fall gelingt, alles Lehrbuchartige zu vermeiden und die Leser teilhaben zu lassen an dem Rhythmus von Lehrvortrag, Aufgabenstellung und – studentischem – Ergebnis, der diesen Alltag nun einmal prägt.
von Ulrich Siebgeber
Während das Verfassungsgericht der Deutschen
in verschlossenen Dachkammern tagte,
beschäftigt mit tausend Gedanken
und den Sorgen Tausender,
einfacher und weniger einfacher Bürger,
drängten die Ausgeschlossenen,
deren Rat teuer, aber nicht erwünscht war,
vor die Türen der Tagenden
und riefen im Chor: Ihr seid nicht allein,
wir wissen, was vorgeht in euren Köpfen,
wir wissen auch, was euch frommt: Demut
vor uns, der Stimme der allgemeinen Vernunft,
Respekt vor dem Handeln eurer Regierung,
die weiß, welche Last auf eure Schultern gelegt wurde
durch die Unvernunft draußen im Lande,
die dem misstraut, was ihr doch frommt.
Daher seid wachsam und lasst euch nicht einwickeln
von soviel Klage, auf dass ihr nicht selbst einst beklagt,
was ihr mutig beschlosst im luftleeren Raum.
Also riefen die Rufer über die tiefe Kluft
zwischen Entscheidern und Nicht-Entscheidern,
denn sie wussten: den Hasen greift man am Löffel,
damit er die Lage begreift.
GLOBKULT Magazin
herausgegeben von
RENATE SOLBACH und
ULRICH SCHÖDLBAUER
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G