von Ulrich Siebgeber
Als die hohe Frau
von ihrem Stuhl herabstieg,
begegnete sie
dem Zeichen des Halbmonds.
Auf ihre erstaunte Frage,
worum es sich dabei handle,
ergriff ein kleiner Dicker das Wort
und belehrte sie feixend,
es bedeute ›Der Weg‹.
Huldvoll nahm sie die verschlagene Auskunft entgegen,
gegen die sich Protest erhob,
dankte in freundlichen Sätzen,
die manches zum Ausdruck brachten,
anderes aussparten,
und wählte
einen anderen.
Eine Handvoll Genossen
stand bereit zum Geleit.
Ihre betretenen Mienen
signalisierten Hoffnung.
Sie trat zu ihnen,
senkte den Mittelfinger,
fischte das Wort aus dem Becken, das man ihr nachtrug,
und sprach: »Ihr seid die Nächsten,
die ich liebe.«
Die Genossen erbleichten. Doch rasch
fingen sie sich und riefen erbittert:
»So gleich
sind wir uns also geblieben?
Erkennt denn niemand
die totale Veränderung,
die uns vorwärts treibt,
einem Sturmwind gleich
aus Menschengedenken?«
Niemand trat vor.
Niemand bedankte sich
für die ergreifende Rede,
Niemand stellte die Fragen,
die gestellt werden mussten,
Niemand nahm sich der Flüchtigen an,
Niemand schloss die Türen der Villen auf.
Niemand räumte die Konten leer,
Niemand belagerte die Behörden,
um denen zu geben, die gekommen waren,
was sie am meisten brauchten: Gerechtigkeit.
›Herkunftsland‹ nennt man das Land,
dessen Zukunft verlassen wurde. ›Ankunftsland‹
nennt man das Land, über das sich Auskünfte fanden.
Das betretene
setzt den Kurs fort.
Niemand, greiser Partner,
vergiss die Pfeife nicht,
nimm einen Zug aus der Flasche,
verkriech dich unter die Büsche,
schlage den Atem ab,
halte dich an die Brennesseln.