Das Gedicht von Günter Grass Was gesagt werden muss (SZ vom 4.4.2012), und die öffentliche Erregung, die darauf folgte, haben wieder einmal deutlich gemacht, wie schwierig eine sachliche Diskussion bestimmter Themen ist, besonders in Deutschland. Der Grund liegt auf der Hand: die Massenverbrechen Hitler-Deutschlands mit der Judenvernichtung als dem grauenvollen Höhepunkt.
Damit verbunden sind nicht nur das Verhältnis des deutschen Staates und Volkes zur weltweiten, insbesondere zur deutschen bzw. in Deutschland lebenden Judenheit, sondern auch die zwischenstaatlichen Beziehungen der Bundesrepublik zu Israel, ferner die Art der Auseinandersetzung der deutschen Gesellschaft mit ihrer nazistischen Vergangenheit sowie mit gegenwärtigen antisemitischen, rassistischen und rechtsextremistischen Tendenzen. Nicht zuletzt, und das ist das Anliegen von Grass, geht es um die aktuellen Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, in deren Zentrum weiterhin der iraelisch-palästinensische Konflikt steht. Es handelt sich also um ein ganzes Konglomerat von Problemen, die nicht über einen Kamm geschoren werden können, aber aus deutscher Perspektive dennoch zusammenhängen.
Die Sprachlosigkeit zwischen den unterschiedlichen Auffassungen (wozu auch das polemische Aneinandervorbeireden gehört), die im politischen Spektrum der Bundesrepublik - selbst innerhalb ein und derselben Grundrichtung - zu der angedeuteten Thematik existiert, ist auffällig und bedrückend; sie belastet die politische Kultur und vergrößert die Kluft der politisch-publizistischen Führungsschicht und der Mehrheit der Bevölkerung. Wir sind nicht so unrealistisch zu glauben, diesen Zustand in unserem Magazin aufheben zu können, aber wir wollen ein Zeichen setzen für einen anderen, argumentativen Stil einer Diskussion, die nicht im buchstäblichen Sinn tabuisiert, aber stark belastet ist, die trotzdem geführt werden muss - unserer selbst willen. Während der nächsten Monate werden in GlobKult in unregelmäßiger Folge Artikel zu dem hier umrissenen Problemkomplex erscheinen, die unterschiedliche und teilweise entgegengesetzte Standpunkte ausdrücken; die Beiträge sind besonders markiert, so dass der Zusammenhang des Ensembles auf dem ersten Blick sichtbar wird. Allen Autorinnen und Autoren ist das Bemühen um sachliche Aufklärung und gedankliche Klärung gemeinsam.
David L. Bernstein, Woke Antisemitism. How a Progressive Ideology Harms Jews. New York/Nashville, 2022 (Post Hill Press, Wicked Son Books), 213 Seiten
David L. Bernstein hat ein bedeutsames Buch geschrieben, das einen häufig unterschätzten oder gänzlich verdrängten Aspekt woker Ideologie beleuchtet: den mehr oder weniger krassen Antisemitismus! Nicht erst seit den widerwärtigen Ausbrüchen antisemitischen Hasses an US-amerikanischen Universitäten nach dem 7. Oktober 2023, ist
Karol Czejarek: Autobiografia. Moja droga przez zycie, Zagnansk (Swietokrzyrskie Towarzystwo Regionalne) 2024, 414 Seiten
Autobiografien sind ein schwieriges Genre. Zu oft geraten sie zur Selbstbeweihräucherung oder versacken in endlosen Anekdoten. Karol Czejareks Mein Weg durch das Leben aber macht es anders. Das vor kurzem auf polnisch erschienene Werk ist nicht bloß eine Erinnerungsschau, sondern ein Dokument, das ein Jahrhundert europäischer Geschichte durch ein
Jobst Landgrebe / Barry Smith: Why Machines Will Never Rule the World. Artificial Intelligence without Fear, 415 Seiten, New York und London (Routledge), 2. Auflage 2025
Einst stellte Noam Chomsky die Frage: »Who rules the world?« Bis heute gibt es darauf eine klare und eindeutige Antwort: Solange keine Weltregierung existiert, niemand. Allerdings hat sich, so weit westliche Machtprojektion reicht, eine etwas andere Auffassung festgesetzt. Sie lautet: Wer sonst als die
Jörg Baberowski: Der sterbliche Gott. Macht und Herrschaft im Zarenreich, München (Verlag C.H.Beck) 2024, 1370 Seiten
Hierzulande löst der Name Carl Schmitt – assoziiert mit der Negativfigur des ›Kronjuristen des Dritten Reiches‹ – gewöhnlich nur moralische Entrüstung aus. Grundlegend für Schmitts politische Theorie sind Begriffe aus dem Leviathan, dem Werk des Verteidigers des Stuart-Absolutismus Thomas Hobbes. Entgegen dem demokratischen Selbstbild – der im
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