2. Der demographische Faktor
Nach den Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes von 2003 wird die deutsche Bevölkerung im Jahre 2050 zwischen 67 und 81 Millionen Menschen betragen. Die prognostische Unsicherheit von 14 Millionen Menschen verdankt sich unterschiedlichen Annahmen über die Höhe der Zuwanderung und den Anstieg der Lebenserwartung. Als mittlere Bevölkerungsprognose nennt das Amt 75 Millionen bei einem jährlichen Wanderungssaldo von mindestens 200 000 und einer mittleren Lebenserwartung im Jahre 2050 von 81 bzw. 87 Jahren. Das sind sieben Millionen mehr als im Jahr 1950 (68 Millionen) und sieben Millionen weniger als im Jahr 2003 (›über‹ 82 Millionen). Die Differenz zwischen der Zahl der Neugeborenen und der Sterbefälle (das sogenannte Geburtendefizit) betrug im Jahr 2000 72 000 und steigt bis 2050 auf 576 000 jährlich. Entsprechend erhöht sich das mittlere Alter der Bevölkerung von 40,6 im Jahre 2001 auf 48 im Jahre 2050. 12 Prozent der Bevölkerung werden bei gleichen Annahmen dann achtzig Jahre und älter sein (9,1 Millionen), die Zahl der Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren geht gegenüber knapp 20 Millionen im Jahr 2001 auf etwas über 14 Millionen im Jahr 2050 zurück.
Es versteht sich von selbst, dass das Zahlenmaterial eine Vielzahl von Varianten erlaubt, je nachdem, welche Entwicklungslinien miteinander verbunden werden (hohe Einwanderung mit geringerem Anstieg der Lebenserwartung, niedrigere Einwanderung mit höherem oder niedrigerem Anstieg der Lebenserwartung usw.). Wenig Neigung zeigt das Amt, die Annahmen über die Zahl der Geburten pro Frau, die sogenannte Fertilitätsrate, zu variieren. Sie verharrt konstant bei 1,4, vorausgesetzt, dass sich die (noch) etwas niedrigere Geburtenrate in den neuen Bundesländern und Berlin (Ost) innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums den weiter westlich anzutreffenden Verhältnissen angleichen wird. Das erstaunt ein wenig, da gerade diese Zahl in der Vergangenheit erheblichen Schwankungen unterlag. Es scheint, dass die Hüter des statistischen Erbes den periodisch aufflammenden Debatten über eine wünschenswerte Anhebung der Geburtenzahlen und entsprechende staatliche Maßnahmen mit einem milden Kopfschütteln gegenüberstehen. Dafür bieten sich zwei Erklärungen an: erstens, die Auswirkungen möglicher Schwankungen in diesem Bereich werden als statistisch marginal angesehen, zweitens, die Aussicht auf signifikante Veränderungen gilt als extrem unwahrscheinlich. Für die erste Annahme könnte sprechen, dass der etwa gegenüber 1970 bereits eingetretene Schwund an Frauen zwischen 15 und 49 Jahren die Anknüpfung an frühere Regenerationsraten für die Gesamtbevölkerung in den Bereich des Wunschdenkens verweist. Die zweite Annahme führt in komplexere Überlegungen.