...neulich im Einstein
nach dem Kino – Der rote Baron. Ich ging aus dem Film – wie weiland dessen oberster Kriegsherr aus dem Felde – ›wie nach einer Badekur‹ … nette Jungs aus der besseren Gesellschaft, Um-die-Wette-fliegen, das ›Abschmieren‹ eine Lust, eine ›Frauenbeauftragte‹ warnt vor Krieg, kurz: ein aviatisches Fotoshooting … Gott sei Dank, mit dem happy end wurde beizeiten ›abjeblend‹, denn nach dem Tod des berühmten Fliegers hätte gerechterweise doch auch sein Nachfolger, ein Pour-le-mérite-Träger, einen Auftritt bekommen müssen: Hermann Göring.
Was in aller Welt hat diese Jungs, allesamt augenfällig höchstens Wehrersatzdienstleistende, dazu gebracht, ein Stahlgewitter light zu imitieren? Wollten sie uns einen Sinn für die Kultur des Krieges vermitteln? Einen Sinn für den Ehrbegriff des Soldaten erzeugen (um das dann vielleicht abheben zu können von der Privatisierung, Familiarisierung und Trivialisierung des Militärischen im z.B. Terrorismus)? Oder wollten sie unser Nachdenken anregen über die Opfertragik? Etwas, das in Deutschland in toto abgelehnt wird und unter Entschlossenheits- bzw. Betroffenheits-Surrogaten im Parlamentieren begraben wird.
Zum Glück hatte ich Das abenteuerliche Herz auf dem Tisch und konnte so lesen, auf was es angekommen wäre, nämlich in der unvergleichlichen Schule des Krieges in Ruhe seine tierischen Grundlagen, seine einfachen und doch geheimnisvollen Bewegungen kennenlernen.
Steffen Dietzsch