
Vom Kriege – ein Erlebnisbericht
von Ingrid Timpel
In meiner Nachbarschaft wohnt eine ältere Dame, Ingrid Timpel, die seit Jahr und Tag schreibt: Akribische Tagesnotizen und einen Lebensbericht. Aus diesem Bericht gebe ich hier ihre Notate zum 29. April 1945 unverändert und unkommentiert wieder. Oder doch nicht ganz. Mein Rat an alle, die derzeit zum Krieg aufrufen: Fragen Sie möglichst bald bei denjenigen nach, die den Krieg erlebt haben. Ein weiterer Rat: Beeilen Sie sich.
Helmut Roewer
Am 29. April 1945 vor 77 Jahren, war der Tag, an dem mein Leben aus den Fugen geraten ist.
Im Jahr 1945 war der Winter lang und sehr kalt. Wir Kinder, mussten Holz und brauchbaren Abfall sammeln, um die Stube warm zu bekommen.
Wir wohnten in Neubrandenburg, einer schönen norddeutschen Stadt mit einer geschlossenen Stadtmauer und vier Toren. Unser Haus stand in der Neutor Straße 32, direkt an einem der vier Tore.
Schwere Waffen für die Ukraine
von Steffen Meltzer
Es ist vollbracht, Bundeskanzler Scholz hat dem Drängen nachgegeben, Deutschland wird schwere Waffen in die Ukraine liefern. Die Begründungen sind vielfältig: Putin führe einen Krieg gegen den Westen und unsere Freiheit müsse auch an der ukrainisch-russischen Grenze verteidigt werden. Ich las, die Verbrechen der Sowjetunion gegenüber der Ukraine dürften sich nicht wiederholen. In der Stalinzeit gab es einen Massenmord mit sieben Millionen ukrainischen Toten, die durch eine künstlich herbeigeführte Hungersnot verursacht wurden. Diesen kommunistischen Terror gab es nicht nur gegenüber den Ukrainern. Putin mit Stalin oder Hitler zu vergleichen, ist jedoch für mich keine ernsthafte Diskussionsbasis, um den damaligen Völkermord ›legitim‹ mit dem gegenwärtigen Konflikt zu vergleichen. Propaganda erlebe ich derzeit auf allen Seiten. Die Wahrheit ist das erste Opfer eines jeden Krieges. Keine zwei Meinungen sollte es über folgende Feststellung geben: Putin führt einen völkerrechtswidrigen Krieg, Russland hat die Ukraine überfallen.
Anmerkungen zum Krieg der deutschen Sternchen*-Krieger
von Herbert Ammon
Ulrich Schödlbauer hat sich in unserem politisch-medialen Sternchen*-Kosmos umgeschaut und die die so gänzlich unerwartete Liebe der Post-Deutschen zum Planeten Mars, genauer: zu Theorie und Praxis des Kriegsgottes Mars entdeckt. Der Krieg, was die Deutschen seit Clausewitz eigentlich wissen sollten, aber nach der wundersam göttlichen Fügung bei Sedan siegesgewiss nicht mehr wissen wollten, ist eine Affäre, deren Ausgang stets ungewiss ist. Vor dem dritten Punischen Krieg warnte einst der arme B.B., jetzt auch U.Sch. Soll man, muss man wirklich so pessimistisch sein?
Wir Sternchenkrieger
von Ulrich Schödlbauer
In Berlin rufen die Penner abweisenden Passanten ein »Gu'n Tach noch!« nach. Seit einigen Tagen vermisse ich das. Es scheint, alle sind jetzt Kriegsopfer und erwarten, dass man ihnen schwere Waffen aushändigt. Andernfalls sind sie ernsthaft beleidigt. Jedenfalls schweigen sie auffällig.
Von der Trauminsel zum Albtraum: Der Fall Mauritius
von Lutz Götze
Mark Twain soll einmal gesagt haben, der Herrgott habe am Anfang Mauritius erschaffen und erst danach das Paradies. Käme der Dichter heute auf die Insel, so müsste er bekennen, dass er einem furchtbaren Irrtum erlegen war.
Die Insel im Indischen Ozean liegt nahezu 11 000 Kilometer von Mitteleuropa entfernt und wird nach langer Pandemiepause, jetzt wieder von einer Vielzahl von Fluggesellschaften bedient. Der moderne Flughafen Seewoosagur gerät in Stoßzeiten bereits jetzt – vor der Hauptsaison – an seine Grenzen. Stundenlange Wartezeiten an den diversen Kontrollschaltern erwarten den Reisenden, der von den 11 Stunden Nachtflug ohnehin genervt ist. Übermüdete schreiende Kinder steigern das Unwohlgefühl.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Die frei verwendeten Motive stammen von Monika Estermann, Renate Solbach und Ulrich Schödlbauer.