von Ulrich Schödlbauer

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Schmierig: angesichts der laufenden Massaker auf Äquidistanz gehen.

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»Unschuldige Frauen und Kinder« – die Allerweltsformel impliziert, dass alle anderen ›schuldig‹ sind und die Konsequenzen (›wie ein Mann?‹) zu tragen haben. Schuld woran? Man hätte es gern gewusst: vorgestern, gestern, heute, morgen und übermorgen.

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Zusehen … wie Medienschaffende angesichts des Unerträglichen diskret das Palästinensertüchlein zücken, um sich vor Rührung zu –: Déjà-vu.

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Das fehlende Erstaunen der ›zivilisierten Welt‹ über die Mordspur ihrer Aufbauhilfen-Empfänger im Land der Anderen sagt mehr aus als die obligaten Bekundigungen des Abscheus. Soviel zur Phänomenologie des Anderen.

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Man kann Fanatismus nicht kaufen. Man kann ihn nur für sich laufen lassen, indem man ihm die nötigen Mittel zukommen lässt. Auszuschließen ist die Gefahr, ihm in die Quere zu kommen, nie. Deshalb rät das Machtkalkül, seinen Führern Exil zu gewähren und das Fußvolk sich von Zeit zu Zeit verschleißen zu lassen.

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Wissen und Wollen sind in der Politik dasselbe. Darin besteht ihr unsäglicher Kern. Je flacher die Rede, desto distinkter die Politik.

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Wenn bestimmte Politikkommentare eine eigene Kategorie notwendig machten, dann die des ›unfassbar Maßlosen‹. Wer über jede verbale Grenze geht, sagt im Grunde nur eines: Stets zu Diensten. Man versteht als Leser weder, wie solche Gedanken in ein Gehirn hinein-, noch, wie sie wieder aus ihm herausfinden können. Und doch geschieht es, zumindest in Krisenzeiten, alle Tage.

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Deutscher Oktober, Abteilung Schulen: Wo das Wort ›Amokalarm‹ zur Beschwichtigungsformel für Angst vor Terrorakten wird. Auf den Boden, Kinder! Der Butzemann geht um!

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Deutscher Oktober, Abteilung Politik: In tausend Telefonate verstrickt, wo Handeln nottäte. Jemand schreit: »Schickt Flugzeuge!« und die andere Seite versteht nur Chic. Die Übersetzung von Chic in Notfall lautet Rette sich, wer kann!

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Deutschland: Land, in dem Angst nicht nackt gehen darf. Ohne ideologisches Mäntelchen ist nichts zu machen. ›Ich habe Angst‹ bedeutet so viel wie ›Von mir erfahrt ihr kein wahres Wort‹. Das und nichts anderes meint der dämliche Anglizismus German angst. Das deutsche Gemüt akzeptiert nur selbstfabrizierte Gespenster.

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Der Nahe Osten heißt bloß noch so. Mag sein, auch das nicht mehr lange. ›Nähe, so fern sie auch sein mag‹ – et vice versa. Bekanntlich ist das eine Definition von Aura. Eurabia = Verlust der Aura. Tausendundeine Nacht klingt wie: Das Heulen der Sirenen.

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Der Nahe Osten ist eine Zeitmaschine: Man weiß nie im voraus, wo sie stehenbleibt.

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Das Palästinenser-Recht auf die ›Heimat‹ ist Europa so unbenommen wie Kaliningrad die Stadt Kants.

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Wer in die Kriege anderer eingreift, wird früher oder später mit der eigenen ›Verletzlichkeit‹ konfrontiert. Vielleicht gehört auch das zur Herrschaftstechnik.

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Kleines Unglück – jeder hätte es wissen können. Großes Unglück – jeder hätte es verhindern können, hätte man ihn bloß gelassen. Deshalb wirken Äußerungen wie die von Trump so schal, auch wenn er wahrscheinlich recht hat.

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Kein Zweifel: Amerikas Ex-Präsident Donald Trump hat sich Verdienste um den Nahen Osten erworben. Die Welt sieht zu, wie Amerikas Machtkomplex mit einem solchen Menschen verfährt.

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Seit ein paar Tagen sind die Todesmühlen der Ukraine kein Hingucker mehr. Die Rhetorik wird jetzt anderweitig gebraucht. Der Westen zieht seine Sprachtruppen ab. Es sind immer die gleichen Leute, die über alles Bescheid wissen. Wären es andere, so wüssten auch sie das Gleiche. Man kennt es von denen, ›die uns regieren‹.

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Gestern las man: Das Wording passt. Dann kann ja nichts schiefgehen.

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Heute liest man: Es kann Waffen-Engpässe geben.

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Wofür mag wohl das U in ›EU‹ stehen? Der politmediale Komplex macht sich ein X vor und die Un-Reihe (von ›Unterstützung‹ bis ›Unterwerfung‹) ist weggehext. Musk hat’s geahnt und lässt seine Muskeln spielen. Bleibt die böseste aller Fragen: Wie weit reichen seine Kenntnisse in Cultural Studies?

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Von der vaterlosen in die kinderlose und von dort in die frauenlose Gesellschaft: Eine Gesellschaft, in der nichts los ist, wozu gibt es die überhaupt? Andererseits: Bei der Frauenlosigkeit hört der Spaß auf und der Import zorniger junger Männer wird endemisch.

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Die Mächte ziehen die Grenzen und die Machtlosen ziehen ihre Niederlage ins Bodenlose. Ohnmacht zu Macht! Das ist die Sprache des singulären Lustspenders Ressentiment. Über seiner Zellentür sollte der Spruch stehen: ›Ohnmacht gibt Macht.‹ Fehlt die Ergänzung: auf kurze Zeit.

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Egal, was Israel jetzt zu tun gedenkt: die Leitartikel liegen seit Jahrzehnten fix und fertig im Speicher. Das Los dessen, der zum Siegen verdammt ist. Die Monotonie des Hasses wird nur übertroffen von der Sturheit des Bescheidwissens (die Königsdisziplin der Deutschen).

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Den Hass auf Deutschland mit dem Hass auf Israel legitimieren: Man könnte es die Objektivität des Irrseseins nennen und läge damit nicht ganz falsch. Auch so lassen sich Verhältnisse ›aufheben‹.

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Israelhass ist Judenhass. Man hasst keinen ›Staat‹, als liebte man seine Bewohner über alles. Was wieder einmal bewiesen wird.