von Gunter Weißgerber

Auch ich irrte mich. 2005 dachte ich, Bundeskanzlerin Merkel wird nur für vier Jahre als Betriebsunfall in der Bundesrepublik agieren. Politisch richtungsweisend fiel sie bis dahin nie auf. Sie formulierte die übliche Kritik an der politischen Konkurrenz und nach innen stärkte sie den konservativen Flügel der Union. Mit Worten, nicht mit Taten. Rückblickend glaube ich, sie hatte keinen eigenen Plan außer dem, endlich Kanzlerin zu sein. Mit ihrer Kanzlerschaft ließ sie sämtliche konservativen Positionen fallen und übernahm die Grundpositionen von SPD und Grünen. Damit war ihr der Beifall der schreibenden Zunft der Bundesrepublik sicher.

Angela Merkel wurde von Ereignis zu Ereignis stärker der Liebling der großen Medien und sie gefiel sich darin. Alle, die behaupten, Frau Merkel sei uneitel, sehen mit Scheuklappen auf dieses Wesen. Das stärkste Moment ihrer erfolgreichen Gefallsucht erlebte sie 2015. Kurz vor ihrem verheerenden Grenzöffnungsdesaster galt sie in Zuwanderungsfragen noch als ›Eisprinzessin‹. Mit der bedingungslosen Zuwanderung wurde sie über Nacht zur gefeierten Cäsarin. Spätestens 2015 besaß die Mehrheit des deutschen Feuilletons endlich seine eigene Bundeskanzlerin. Eine öffentliche Kontrolle der Regierung fand nicht mehr statt. Mit dieser frenetischen Zustimmung im Rücken schlug sie mit dem Startschuss zur Transformation der Bundesrepublik in ein sozial-ökologisches Steuerungs- und Kontrollsystem die nächste Bresche in die existenzielle Sicherheit von Bundesrepublik und Europäischer Union. Angela Merkel wird als größte Gefährderin der EU in die jüngere Geschichte eingehen.