von Gunter Weißgerber

Die BER-Eröffnung ist ein Witz – doch danach wartet eine goldene Ära

... titelt Die Welt am 30.Oktober 2020. Einen Glückwunsch auszusprechen fällt schwer.

Pleiten, Pech und Pannen, sechs Milliarden, ein knappes Jahrzehnt Bauzeitverlängerung, eine ungewisse Zukunft - das alles wäre mit dem Transrapid besser, zukunftstüchtiger und billiger zu haben gewesen.

Vor dem Hintergrund der Inbetriebnahme des Willy-Brandt-Flughafens am 31. Oktober 2020 erinnere ich an meine Initiativen zum Bau einer Transrapidverbindung zwischen Berlin und Leipzig.


Januar 2000: Transrapid Berlin – Leipzig / Leipziger Volkszeitung vom 19. 1.


Ein Schreiben an den Bundeskanzler Gerhard Schröder:

Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
Herr Dr. hc. Gerhard Schröder MdB

Bundeskanzleramt Berlin

Regierender Bürgermeister von Berlin
Herr Klaus Wowereit MdA
Senatskanzlei

Rathausstrasse

Leipzig, den 20. April 2003

Olympia und Transrapid – wagen wir den großen Wurf

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, lieber Gerhard Schröder, sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, lieber Klaus Wowereit,

der 12. April war ein großer Tag für die Deutsche Einheit. Mit der Entscheidung des NOK, Rostock und Leipzig für deutsche Bewerbung um die Ausrichtung der olympischen Sommerspiele 2012 zu nominieren, bekommt der innerdeutsche Angleichungsprozeß sowohl im mentalen als auch im wirtschaftlichen Bereich einen gewaltigen Schub zum Wohle der gesamten Republik.

Zumindest bis 2005, dem Jahr der IOC-Entscheidung über den Olympiaausrichter 2012, werden wir in den Regionen Leipzig/Mitteldeutschland und Rostock/Norddeutschland eine Dynamik erreichen, die dem wirtschaftlichen Aufholprozess der frühen 90er Jahre hoffentlich gleichkommen, diesen vielleicht sogar in den Schatten stellen wird. Der Wettbewerb der nächsten zwei Jahre bis zum Juli 2005, ja viel stärker noch die Festlegung des IOC auf Leipzig und Rostock im Jahr 2012 werden der Bundesrepublik Deutschland helfen, wirtschaftlich wieder auf „zwei Beinen“ zu stehen. Dem derzeit wichtigstem wirtschaftlichen „Standbein“ – die alten Bundesländer, kann sich mit der Olympiaentscheidung in Verbindung mit einem großen Wurf in der Infrastrukturentwicklung ein zweites „Standbein“ in Form einer Wachstumsregion Ostdeutschland hinzugesellen und die momentane innerdeutsche Schieflage beseitigen helfen.

Lassen Sie uns gemeinsam die Voraussetzungen für die erfolgreiche Olympiaausrichtung 2012 von Leipzig und Rostock schaffen. Deutschland hat es in der Hand, das Internationale Olympische Komitee nachhaltig zu beeindrucken. Diese Chance müssen wir beherzt und weitsichtig nutzen! Springen wir endlich technologisch in das 21. Jahrhundert! Verbinden wir die deutsche Olympiabewerbung 2012 mit der Chance, in Ostdeutschland die Wachstumsregion der nächsten 10 Jahre entstehen zu lassen. Machen wir den Transrapid zur Zündung des Innovationsmotors Mitteldeutschland-Berlin.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister, selbstverständlich müssen wir dem IOC eine konventionelle und höchsten Ansprüchen gerechtwerdende Infrastruktur Schiene, Strasse, Nah- und Fernverkehr bieten können. Der neue Bundesverkehrswegeplan muß und wird dies berücksichtigen. Dessen bin ich mir sicher. Das wird aber womöglich nicht reichen. Kurze Wege zwischen den Ballungsräumen in den Mitbewerberstaaten, noch kürzere Wege innerhalb der Olympiastädte, das wollen und werden sämtliche Olympiabewerber bieten. Da werden wir uns schon noch mehr einfallen lassen müssen. Ein solcher Einfall und gleichzeitig ein großer Wurf ist eine Transrapidverbindung zwischen Leipzig und Berlin. Diesem Charme wird sich das IOC nicht entziehen können.

Viele gute Gründe sprechen für diese Transrapidstrecke. So fehlt es noch immer an einer international bedeutenden und belastungsstarken Transrapidverbindung in Deutschland. Auch ist die öffentliche Hand nicht mehr in der Lage, in Berlin einen Großflughafen zu finanzieren, dessen Bedarf bereits jetzt vom Leipziger Airport abgedeckt werden kann. Das kann sich nur eine Überflußgesellschaft leisten. Wir sollten stattdessen unsere Ressourcen in Zukunftsinvestitionen wie den Transrapid lenken. Eine Zukunftsinvestition, die der öffentlichen Hand nur halb so teuer käme, wie der Bau des zusätzlichen Großflughafens Berlin. Zumal im 21. Jahrhundert die Entfernungen zwischen den Regionen zunehmend nach der für die Zurücklegung der Distanz benötigten Zeit bemessen werden. Von Hongkong aus betrachtet sind Leipzig und Berlin bekanntlich dicht beieinander liegende Orte. Leipzig ist sozusagen ein Vorort von Berlin. Der 158-km-Transrapidverbindung würde auf diese Weise zur phantastischen Vorortbahn mit 30 Minuten Fahrzeit. Weltklasse in Deutschland!

Lieber Gerhard Schröder, lieber Klaus Wowereit, der Transrapid Mitteldeutschland-Berlin

– würde gegenüber dem Berliner Großflughafenprojekt öffentliches Geld in Milliardenhöhe einsparen;
– wäre als Flugpassagiertransportmittel für den Hauptstadtairport Berlin-Halle-Leipzig ausgelastet und würde sich rechnen;
– würde ein wesentlicher Touristenmagnet werden;
– würde für die Strecke Leipzig-Berlin nur 30 Minuten benötigen;
- würde 7 Millionen Menschen im Großraum Mitteldeutschland-Berlin einander näher bringen und verbinden;
– würde die Ballungsräume Leipzig/Halle und den Großraum Berlin innovativ als Zündung für den Wirtschaftsmotor Mitteldeutschland-Berlin verbinden, enorme Wachstumskräfte freisetzen und die gesamte Region den alten Bundesländern ebenbürtig werden lassen;
– würde das derzeitige wirtschaftliche Ungleichgewicht zwischen den alten und den neuen Bundesländern austarieren;
– ist umweltverträglich, innovativ und eine fabelhafte Zukunftsinvestition;
– könnte gemeinsam mit dem Metrorapid in NRW und dem Transrapid München-Erding die Keimzelle eines transeuropäischen Magnetschwebebahnnetzes mit Verbindungen nach Mailand-Rom, Warschau-Moskau, Prag-Budapest und Paris-Madrid werden, was eine wahrhaft völkerverbindende und auf dauerhaften Frieden ruhende Vision ist.

Wir haben die Chance, den Aufschwung in Deutschland mit der Bewerbung für Olympia 2012 auf den Füßen der Magnetschwebebahn Transrapid wieder in Gang zu setzen und diesen dauerhaft zu sichern.

Ich verhehle natürlich nicht, daß wir für dieses Projekt das Verkehrswegebeschleunigungsgesetz verlängern und (gleich noch auf die alten Bundesländer sowie) auf den Bereich Transrapid erweitern müssen. Weltklasse bemißt sich auch nach Bauzeiten.

Mit herzlichen Grüßen

Gunter Weißgerber MdB

Anlage: Daten zum Airport Leipzig/Halle

Kopie an: BM Stolpe, BM Clement, Fraktionsvorsitzender Franz Müntefering MdB


Freie  Presse 12. Oktober 2004:

»Der Transrapid ist ein Spielball, auf dessen Rücken verschiedene Interessen ausgetragen werden. In der Politik versucht meist die jeweilige Opposition, Transrapidprojekte zu verhindern - ob sie nun CDU heißt oder SPD. Es geht dabei nicht um die Sache, sondern handelt sich um einen zuverlässig zu beobachtenden Reflex. Diese faszinierende Technik unterlag sozusagen immer wieder den Missbrauchsmöglichkeiten unseres föderalen Systems. So gesehen ist das bisherige Scheitern des Transrapid ein Symbol für die blockierte Republik. Auch die Wirtschaft hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Sie will das Risiko allein dem Steuerzahler überlassen.«


Es oblag dem sozialdemokratischen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, dem Transrapid für Deutschland den Todesstoß zu versetzen.

Soviel zum Technologieverständnis der nach-Schmidtschen SPD:

Aus für Transrapid in Bayern – Deutschlandfunk 27. März 2008

Damit schloß sich auch der Kreis für die wunderbare Versuchsstrecke im Emsland. Deutschland gab der ausländischen Konkurrenz ein weiteres Mal Wissen, Kompetenz, technologische Zukunft und Markt preis.

TRANSRAPID Teststrecke Emsland - Letzte Luftbilder vor dem Abriss

Deutschland schafft sich ab.

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