von Ralf Willms
I
unbegreiflich geworden
Ich kann dir gar nicht sagen
wie unbegreiflich das
für mich geworden ist, dass ich
lebe.
Ein Lebewesen bin.
Absolut unbegreiflich.
Es ist das Staunen
aus dem Jenseits
im Diesseits.
Was war
nach
all dem
der Sinn?
Jetzt hier zu sein.
Genau so
wie ich jetzt
bin.
Jeder einzelne Moment
wie er auch war
hatte die Funktion
die Bedeutung
genau hierhin
zu führen.
II
Sich vorstellen, wie es hätte sein
sollen.
Es sich genau vorstellen.
Auch: Was macht es mit dem andern?
Entspricht auch dem tiefsten Wunsch
der anwesenden Menschen.
Als Seele erkennen sie ihre
Verirrungen, auch wenn es viel später
erst sein wird.
Das Buddeln und Bohren, was
erbringt es denn?
Immer noch einen weiteren Knochen
von der gleichen Art.
Kraft eines einstigen tieftiefen
Wunsches, bevor er zerbrach.
So wurde zur Realität, wie es hätte sein
sollen.
III
Trost los
Ende des Tages, Trost
losigkeit.
Es war im Grunde immer
schon so?
Ich brauchte offenbar viel Trost.
Mehr
als es geben kann?
Nicht in einem larmoyanten Sinne
oder irgendwie abträglichen Sinne
wirklich Trost, verstehst du?
Weil die Seele so fein
jede Dissonanz so deutlich wahrnimmt.
Was sich so an einem Tag summiert, das
war von vorneherein nichts für mich?
Ich mein, an Abträglichem summiert wird.
Ich konnte eigentlich nie richtig damit
umgehen?
Auch ich lernte damit umzugehen. Ja.
Heiterkeit, so vieles, ändert nichts
daran.
Am Ende des Tages
ein wenig
entscheidend ein wenig
Trost los
IV
was ich eigentlich bin.
Ich versteh so vieles nicht.
Dass du
tot bist.
Dass du dich nicht tot anfühlst
in mir, das scheint selbstverständlich,
doch verstehe ich eigentlich
nichts davon.
Die Fragen,
wenn du sehen könntest,
aus allen Winkeln meines Gesichts
schießen oder schweben Fragen.
Wie stumm wurden sie,
weil
sie wissen,
dass es in dieser Sprache
nicht wirklich Antwort gibt.
Welche Sprache
haben sie gewählt?
Welche Sprache … sprechen
Pflanzen?
ist kein Vergleich, doch
in Worten
kann ich mich immer weniger
ausdrücken
weil den Worten
immer mehr entgeht,
was ich eigentlich bin.
V
Schmerz der Jugend
Meine Jugend war nicht so gleichförmig.
Aufrührend.
Da war viel Schmerz, viel Leben.
Da hatte ich mir einiges
einfallen zu lassen und tat es.
Ausdruck
war, ist
überhaupt das.
Es war dauerhaft oft was los
oder losgemacht, obwohl ja
Tote Hose in Deutschland und
ja, Unzufriedenheit,
weit mehr,
unterschwellig
trieb an.
Der Schmerz meiner Jugend
war mitentscheidend dafür
mir den Weg zu zeigen.
Das macht ich daraus.
Ich hatte immer was zu finden,
war nicht leicht … waren lange
Wege manchmal, etwas zu finden, was
vermeintlich wirklich passte.
Dieser Weg
wurde dann
mein Weg.
Kann heute ganz Abstand
davon nehmen.
Ganz andere Wege aber
das war eine widrige und doch gute
Basis - -
VI
Ich schreibe und schlafe derzeit in
seinem Arbeitszimmer. Plötzlich
Vater mit mir im Zimmer.
VII
Unruhe, Beunruhigung, sagte Sarah,
etwas in dir entscheidet autonom…
VIII
Eine Politik, die die eigene Basis
zertrümmert, das ist das Thema.
IX
Sein dürfen wie man ist, sagte Sarah,
auch nicht sich selbst…
X
Es steckte doch der innigste Wunsch
dahinter, sagte sie, ein wirklich sicherer
Mensch für dich zu sein.
XI
Wenn ich den gesamten Stammbaum
einbeziehe, sagte sie, WO
fing die Wunde an, wo
die Freude?
XII
Offenbar musste ich, sagte Sarah, einst auch
die schlechteste Version von mir leben,
kennen lernen, um meine Liebe
ganz herauszufordern: zu
allem, was lebt.