von Christoph Jünke
Im Frühling 1966 besuchte eine kleine Gruppe von SDS-Aktivisten, allen voran der spätere ›Rädelsführer‹ der APO-Revolte, Rudi Dutschke, die ungarische Hauptstadt Budapest, um sich mit dem in die Jahre gekommenen marxistischen Philosophen Georg Lukács politisch-intellektuell auszutauschen. Der radikale Berliner Student Dutschke hatte sich schon seit längerem mit dem schillernden Ungarn auseinandergesetzt und plante, ihn zum Thema seiner Doktorarbeit zu machen. Besonders interessiert zeigten sich Dutschke und GenossInnen an jenem jungen Lukács, der zu Beginn der 1920er Jahre, in Zeiten der Aktualität der Weltrevolution, die so genannte Offensivtheorie der internationalen Linken, den sofortigen und bündnispolitisch kompromisslosen Übergang zur revolutionären Aktion, theoretisch zu verallgemeinern suchte. Das Gespräch zwischen den Generationen verlief jedoch nicht ganz so, wie es sich mindestens die jungen SDSler erhofften. Lukács scheint sich von ihrem revolutionären Elan reichlich unbeeindruckt gezeigt zu haben.
von Felicitas Söhner
In einer Zeit, in der wieder auf allen Straßen die deutsche Flagge zu sehen ist, lebt er wieder auf, der deutsche Fußballnationalismus. Die Symbolfarben schwarz-rot-gold drängen sich einem derzeit nahezu auf. Ob Mützen, Kaffeetassen, T-Shirts oder Luftballons, im Moment sind die Nationalfarben wieder in und fungieren nicht selten auch als effektvoller Werbeträger. Jedoch wie steht es mit anderen Symbolen der Deutschen? Spielt die deutsche Nationalhymne eine ähnlich populäre Rolle? Schon zur letzten Fußballweltmeisterschaft wurden ähnliche Fragen diskutiert (Banchón 2006, Kruse 2006, Mahlzahn 2006).
Zur seelischen Selbsterkundung niedergeschrieben am 28. Juni 2010, dem serbisch-deutsch-österreichischen Schicksalstag
von Herbert Ammon
Von der von DFB-Gewaltigen um ihr Interview mit Horst Eckel, Sieger der Schlacht von Bern 1954, gebrachten rechtskonservativen Junge[n] Freiheit war nichts anderes zu erwarten. Das Blatt nährt seine Hoffnung auf nationale Wiedergeburt aus dem Geist der Glotze und der fahnenschwingenden Massen auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor. Aber wie steht es mit all den anderen geistesbildenden Organen im ungeliebten Lande?Angesichts des triumphalen Vormarsches der deutschen Helden am Kap, lebt die deutsche Medienseele mit sich selbst im Widerspruch. Darf sie, soll sie, wie weit muss sie in des Volkes Jubel einstimmen und Richtung Endsieg steuern?
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G