von Raymond Verdaguer / Ulrich Siebgeber
— Pegida, was? Putin-Versteher, was? Euro-Hasser, wie?
— Nee, Klimafreund. Ich bin Lokführer.
[= Naturgeschichte der politischen Ideen (13)]
von Jörn Boewe
In schwierigen Zeiten wird viel gezweifelt, aber mehr noch geglaubt.
Christoph Jünke über den Neostalinismus als moderne Religion.
Christoph Jünke: Der lange Schatten des Stalinismus, Köln/Karlsruhe
(Neuer ISP-Verlag) 2007, 207 S.
»Das ideologische Gebäude des Stalinismus ist gesprengt worden«, schrieb Isaac Deutscher 1967, »aber nachdem seine Fundamente erschüttert wurden, sein Dach hinweggefegt wurde und seine verkohlten Mauern einzustürzen drohten, steht das Gebäude noch immer; und die Menschen sollen weiterhin in ihm leben.« Mit »Der lange Schatten des Stalinismus« hat Christoph Jünke ein Buch vorgelegt, das einigen Leuten nicht gefallen dürfte, aber an dieser Stelle dennoch empfohlen werden soll. Wer in den Trümmern der stalinistischen Ideologie gefangen bleibt - das ist Jünkes Grundthese - ist nicht nur unfähig, zu den geistigen Quellen der kommunistischen Bewegung durchzudringen, sondern wird auch zum Sozialismus des 21. Jahrhunderts nichts beitragen können außer Konfusion.
von Steffen Dietzsch
Die gegenwärtig gewalttätige Hysterie, die einige muslimische Emeuten medial präsentieren und als deren Ursache – Monate später – von geistlichen Bonzen ein paar Karikaturen in einem dänischen Provinzblatt bestimmt wurden, kommt demjenigen, der sich noch des totalitären Alltags im Klassenkampf erinnert, nur allzu bekannt vor. Die Choreographie ist einfältig wie immer: Man ist auf einen Wink 'von oben' beleidigt und sucht nun Öffentlichkeit, Medien, um Tränen, Trauer und Wut der 'beleidigten Unschuld' kundzutun. Der Servilismus der gläubigen Menge entwickelt dann eine ganz eigene, fortschreitend eskalierende 'Trauerarbeit', die immer in einem Pogrom mündet.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G