von Ulrich Siebgeber

Der Cartoonist Bernd Zeller, dessen Zeichnungen sich neuerdings auch auf die Globkult-Seiten verirren, hat pünktlich zum Merkel-Hype seine eigene Version herausgebracht – eine Frechheit, selbstredend, und so steht es auch auf dem Cover: Frechheit. Die alternativlose Autobiographie. Nein, es handelt sich um keine Biographie des Automobils, auch nicht um einen Nachruf auf die deutsche Automobilindustrie, es handelt sich … aber das steht ja alles im Titel. Was nicht im Titel steht, ist der Zeitraum, den diese schlanke, aber umfassende Autobiographie, selbstredend fiktiv-satirisch, abdeckt: Von der älteren Steinzeit bis zur Maueröffnung nur ein Tag, vom Mauerfall bis heute 35 Jahre – so etwa könnte man die Geschichte interpretieren, wobei das Büchlein bloß den ersten Tag abdeckt.

Was immer ›Angelas‹ Anteil an den Großereignissen der Menschheitsgeschichte, z.B. der Erfindung des Rades gewesen sein mag, stets erklingt diese prompte Stimme, die sich nicht scheut, ihn festzuschreiben: verhindernd (»Ich verlangte, diesen Schritt umgehend rückgängig zu machen«), bremsend (»… mir schien der Kampf gegen das Rad die vordringlichere Aufgabe zu sein…«), alternativlos forcierend (»Die Rettung der Reichsmark war alternativlos«) – leicht brabbelnd, mitunter glockenhell redend, den Leser nie im Unklaren lassend, wer da spricht, obwohl auch wieder eine ganze Generation spricht, wie gute Satire das eben vermag. Es sind die Zeichnungen, die in ihrer wuseligen Direktheit für den nötigen Durchblick sorgen – Stoff für einen heiteren Nachmittag und die bange Frage: ›Wo stehen wir heute?‹

Wo stehen wir? Sicher ist: die Frage steht hinter dem Leser, sie wirft ihren Schatten auf ihn, er könnte ins Freie entlaufen, aber ein unbestimmtes Gefühl sagt ihm: Ick bün schon da. Und so lässt er es eben.